Schärfentiefe in der Fotografie einfach erklärt

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Die Schärfentiefe (auch oft Tiefenschärfe genannt) gibt den Bereich an, der vor und hinter dem anfokussierten Punkt noch scharf ist. Oft ist bei dokumentierender Fotografie eine hohe Schärfentiefe sinnvoll, damit viele Teile des Objektes gut erkennbar sind.

Möglicherweise haben Sie den Begriff Tiefenschärfe oder Schärfentiefe gehört. Aber wenn Sie mit Fotografie noch nicht so vertraut sind, können Sie sie möglicherweise nicht nutzen, um Fotos zu verbessern. Daher sehen wir uns die Grundlagen an, und wie Brennweite und Abstand zum Motiv die Schärfeebene beeinflussen. Sie lernen, wie Sie genau die richtige Schärfe erzeugen.

Ob Blog oder Fotobuch, für diese Grundlagen braucht es keine speziellen Fotokurse. Wir zeigen hier alles Wichtige für gewollte Schärfe und Unschärfe, und warum sie besonders beim großem Abbildungsmaßstab wichtig ist.

In jedem Bild befindet sich vor und hinter dem Hauptmotiv ein bestimmter Bereich Ihres Bildes, der ebenfalls scharf ist.

Was ist Schärfentiefe?

Die Schärfentiefe ist der Abstand zwischen dem nächst- und dem weitest entfernten Objekt auf einem Foto, das akzeptabel scharf ist. Es ist also die Zone, die Scharf ist.

Diese Zone variiert von Foto zu Foto. Einige Bilder haben möglicherweise sehr kleine Fokuszonen, die als geringe Tiefenschärfe bezeichnet werden. Es gilt dabei die Regel der Bildgestaltung, dass man Hintergrund und Hauptmotiv oft trennen möchte.

Nun kann deine Kamera nur an einem Punkt scharf stellen. Aber der Übergang von scharf zu unscharf ist allmählich. Es hängt auch vom Objektiv ab. Win Weitwinkel hat eine größere Zone für die Schärfe als ein Teleobjektiv. Auf englisch nennt sie sich kurz DOF („depth of field“).

Geringe Schärfentiefe

Bei Porträts beliebt:
Mit selektiver Schärfe lässt sich das Auge gleich zu Hauptmotiv leiten. Unwichtige Bildteile lösen sich in Unschärfe auf.

geringe Tiefenschärfe

Hohe Schärfentiefe

Alles ist scharf „von vorne bis hinten“.

maximale Schärfentiefe

Drei Hauptfaktoren, die die Steuerung der Tiefenschärfe Ihrer Bilder beeinflussen, sind:

  • Blende
  • Abstand vom Objekt (Motiv) zur Kamera
  • Brennweite des Objektivs

Hier finden Sie einige Erklärungen und Antworten auf andere häufig gestellte Fragen zur Schärfentiefe. Dabei ist die Anwendung in der Praxis gar nicht so schwer.

Einfluss des Objektivs auf die Schärfentiefe

Die Brennweite des Objektivs ist einwichtiger Punkt.

Die Brennweite bezieht sich auf die Fähigkeit eines Objektivs, das Bild eines entfernten Objekts zu vergrößern. Damit funktioniert ein Teleobjektiv bei großem Abstand ähnlich wie ein Fernglas: weiter entfernte Objekte werden „ran geholt“ und größer abgebildet.

Weitwinkelobjektive (kurze Brennweiten) haben eine größere Tiefenschärfe als Teleobjektive (lange Brennweiten). Zumindest grundsätzlich. Aber ganz so einfach ist es nicht. Wenn Sie ein Bild aufnehmen und den Abstand zwischen Kamera und Motiv nicht verändern, ist dies der Fall.

Denn der Bildausschmitt ist ja ein anderer. Wenn ich mit einem 50mm also näher ans Motiv gehe, sodass ich den Ausschnitt wie bei einem 200mm habe, ist die Zone der Schärfentiefe die gleiche. Die Brennweite hat also keinen Einfluss auf die Tiefenschärfe, wenn die Vergrößerung des Motivs gleich bleibt.

Das tut man aber in der Praxis nicht. Deshalb kann man sagen, dass bei gleichem Standpunkt die Tiefenschärfe bei einem Tele geringer ist als bei einer kurzen Brennweite.

Tipp: Größere Brennweite (zB. bei Teleobjektiven) bedeutet geringere Schärfentiefe.

Dieser Grundsatz bzw. Tipp gilt immer, egal ob Zoom oder Festbrennweite.

Das Bild eines Vogels, welches aus einer Entfernung von etwa 5 Metern mit einer Brennweite von 300mm aufgenommen wurde, hat lediglich eine Tiefenschärfe von nur etwa 5 cm. Das bedeutet: Nur die 2cm vor dem Auge des Vogels und die 3 cm hinter dem Vogel sind scharf.

Eisvogel
Geringe Schärfeausdehnung: Eisvogel

Wenn Sie Anfänger in der Fotografie sind, gibt es einige einfache Möglichkeiten, die Schärfentiefe zu steuern. Und man kann dennoch den automatischen Modus verwenden. Durch Auswahl des Blendenprioritätsmodus können Sie Ihre Blende vorwählen und dadurch so einstellen, dass dies die gewünschte Tiefenschärfe erreicht. Die Kamera stellt dann automatisch die Verschlusszeit dazu ein. Beispiel: Blende 2,8 vorwählen und die Zeit dazusteuern lassen.
Die besten Spiegelreflexkameras für Einsteiger
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Einfluss der Blende

Die Blendenöffnung steuert die Lichtmenge, die duchs Objektiv auf den Sensor fällt. Sie ist am besten mit der Pupille des Auges vergleichbar. Ist die Pupille klein, fällt weniger Licht durch. In dunklen Situationen weitet sich die Pupille und lässt mehr Licht auf die Netzhaut. So ähnich verhält es sich mit der Blende. Mit dem eingestellten Blendenwert (Blendenzahl) lässt sich am effektivsten das gewünschte Resultat erzielen.

Nikon AF-S 17-35mm 2.8
Die Blende lässt sich am Objektiv einstellen.

Große Blende = kleine Blendenzahl (z.b. f1,4) = geringe Tiefenschärfe
Kleine Blende = größere Blendenzahl (z.B. f16)= größere Tiefenschärfe

mittlere Blende und Schärfentiefe
Mittlere Blende: Hintergrund noch zu erkennen aber noch ablenkend.Eine größere Blende (=kleinere Blendenzahl) wäre besser gewesen.

Je höher Ihre Blendenzahl ist, desto größer ist auch Ihre Schärfentiefe. Wenn Sie einen Blendenwert von f/1,4 verwenden, wird dadurch eine sehr geringe Zone erzeugt, während f/16 einen große Tiefenschärfe von vorne bis hinten erzeugt.

Das Bild links rechts ist weder mit großer noch mit kleiner Blende aufgenommen. Diese mittlere Einstellung führt dazu, dass zwar die Frau als Hauptmotiv sich vom Hintergrund etwas abhebt, aber nicht genug.

Am Ende kommt es also auch aufs Motiv an, welches man fotografiert. Dabei wählt man für Personen und Porträts immer gern eine große Blende. Dadurch lenken unwichtige Bildteile hinter dem Motiv nicht ab. Für Landschaften dagegen wählt man eine kleine Blende, damit alles gleichermaßen scharf ist.

Etwas Experimentieren hilft hier immer.


Wie steuert die Entfernung die Schärfentiefe?

Je näher Ihr Objekt an der Kamera ist, desto geringer wird Ihre Zone grundsätzlich. Wenn Sie sich daher weiter von Ihrem Motiv entfernen, ist Ihre Schärfentiefe vergrößert. Die Distanz ist also ein wichtiger Faktor.

Achtung: Das gilt ceteris paribus nur bei Verwendung des gleichen Objektives.
Da man bei weiterer Entfernung in der Regel Teleobjektive verwendet, fällt bei Telobjektiven die Schärfentiefe etwas geringer aus als bei einem Normal- oder Weitwinkelobjektiv. Welchen Effekt verschiedene Gläser haben, sehen wir uns nachfolgend an:

Welche Einstellung für welches Motiv?

Es gibt keine pauschale EInstellung für ein gutes Bild. Daher beleuchten wir nachfolgend, welche Blende für welches Motiv am geeignetsten ist.

Wann sollte ich eine geringe Schärfentiefe verwenden?

Eine geringe Tiefenschärfe ist gut, um ein Motiv vom Hintergrund abzuheben. Daher eignet sie sich hervorragend für die Porträtfotografie und erfährt gerade dort einen hohen Nutzen. Das kann auch in der Tierfotografie und beim Fotografieren im Zoo nützlich sein, wo sich das Objekt von seiner Umgebung abheben soll.

Dies ist zudem nützlich, da es sich bei vielen Möglichkeiten für Tierfotos um Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen handelt. Durch Erhöhen der Blende erhält man zudem mehr Licht. Diese Technik eignet sich auch für die Sportfotografie, bei der Sie den Athleten häufig vom Hintergrund trennen möchten. Das Ergebnis sollte außerdem dazu beitragen, dass Sie eine ausreichend kurze Verschlusszeit haben, um die Aktion einzufrieren.

Actionfotografie Tiefenschärfe
Action am Kulminationspunkt: geringe Tiefenschärfe


Wann sollte ich eine große Schärfentiefe verwenden?

In der Landschaftsfotografie ist es wichtig, möglichst viel von Ihrer Szene scharf zu stellen. Mit einem Weitwinkelobjektiv und einer kleinen Blende können Sie Ihre Tiefenschärfe maximieren, um Ihre Szene scharf zu stellen.

Schärfentiefe Tiefenschärfe
Landschaft mit Vordergrund

In dieser Landschaft, die mit Weitwinkelobjektiv und f22 aufgenommen wurde, wurde der Fokuspunkt auf ca. 5 Meter eingestellt, wodurch alles von 4 Metern bis unendlich scharfgestellt ist.

Wie können Sie die Schärfentiefe bestimmen?

Abblendtaste
Abblendtaste

Es gibt mehrere Online-Sites, die Tiefenschärfendiagramme für Ihre Kamera und Objektive bereitstellen. Es gibt auch eine Reihe von Apps für Smartphone-Benutzer, mit denen Sie diese berechnen können, während Sie vor Ort sind.

Viele Kameras haben eine Taste für die Vorschau der Schärfentiefe. Wenn Sie diese Taste drücken, während Sie durch den Sucher schauen, blendet die Kamera das Objektiv ab. Und Sie sehen, wie das Bild tatsächlich aussehen wird. Bei kleinen Blenden wird der Sucher jedoch sehr dunkel, und es ist schwer, die Vorschau zu erkennen! Hier sind DSLM Kameras im Vorteil, den sie verdunkeln den Sucher nicht. Schauen Sie in der Bedienungsanleitung nach, ob Ihre DSLR diese Funktion bietet.

DSLR vs DSLM

Fotografen mit spiegellosen DSLM haben daher einen Vorteil gegenüber DSLR Fotografen. Denn was sie durch den digitalen Sucher sehen, entspricht in der Regel auch dem Aussehen des Fotos.

Einen Schärfentiefsimulator gibt es hier: https://dofsimulator.net/en/

Was ist mit der Schärfentiefe in der Makrofotografie?

Da die meisten Makrobilder bei schlechten Lichtverhältnissen und mit einer längeren Brennweite erzeugt werden, ist die Schärfentiefe oft sehr gering. Stellen Sie Ihr Objektiv auf die kleinste Blende ein, die das Licht zulässt, z.B. f22. Möglicherweise müssen Sie auch den ISO-Wert erhöhen, damit Sie das Bild richtig belichten und die Zone maximieren können. In vielen Makrobildern kann Ihre Tiefenschärfe jedoch sehr klein sein. Bei diesem sehr engen Fokus muss ein Stativ verwendet werden, da bereits die geringste Bewegung der Kamera Ihr Makroobjekt außerhalb Ihrer Schärfe bewegt.

Gerade beim Fotografieren mit großem Abbildungsmaßstab wie 1:1 gehört das Vermeiden ungewollter Unschärfe zu den Grundlagen. Um extreme SChärfentiefe zu bekommenm bedient man sich hier des Focus Stacking.

Das wichtigste Makrofotografie-Zubehör

Was ist Bokeh?

Das Wort kommt vom japanischen Wort für Unschärfe. Dieser Effekt wird durch unscharfe Bereiche in Ihrem Bild erzeugt, die außerhalb der Schärfentiefe liegen. Bokeh bezieht sich üblicherweise auf die angenehmen Kreisformen, die durch die Form der Linsenöffnung verursacht werden.

Bokeh wird normalerweise erstellt, wenn Sie mit weit geöffneter Blende aufnehmen, z. B. 1:2,8.
Es kann auch mit kleineren Blenden erstellt werden, wenn der Hintergrund weit genug entfernt ist.
Beim Bokeh geht es also um die Form der Unschärfe, nicht um die Tiefe der Erstreckung.
Mehr dazu erfahren Sie hier: → Bokeh

Nachteil Smartphone

Geringe Tiefenschärfe ist ein beliebtes Stilmittel bei der Portraitfotografie, bei der der Umriss eines Kopfes sich vom Rest abheben soll. Eine geringe Tiefe erreicht man durch eine große Blende (zum Beispiel f/1.4). Für mehr Informationen zum Thema empfehle ich das Buch Die große Fotoschule.

Wenngleich Smartphones eigentlich Telefone sind, benutzen viele Leute sie zum Fotografieren, sogar für Portraits. Genau hier zeigt sich der Nachteil der eingebauten Miniobjektive. In der Regel ist alles scharf von vorne bis hinten, und meist keine Möglichkeit der Korrektur. Außerdem ist der Sensor sehr klein und daher wenig lichtempfindlich. Für komponierte Bilder deshalb nie ein Smartphone verwenden!
Schärfe Fotografie
Focus Stacking

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