Eine moderne Kamera hat mindestens drei Messmethoden zur Belichtungsmessung. Wir erklären alle: Matrixmessung, mittenbetonte Messung und Spotmessung. Wir zeigen Beispiele und geben Tipps.
Warum gibt es mehrere Messmethoden?
Zuerst fragen wir uns, warum es mehrere Methoden zur Belichtungsmessung gibt. Für viele ist die eingebaute Messung ein Segen, weil sie auch extreme Kontraste meistert. Trotzdem spendieren die Hersteller ihren Kameras nicht nur die moderne Matrixmessung, sondern auch die mittenbetonte und die Spotmessung.
Kameras sehen grau. Daher sind sie bestrebt, das erfasste Motiv in einer Helligkeit wiederzugeben, die einem mittleren Grau entspricht. Das ist so lange richtig, wie das Motiv tatsächlich von mittlerer Helligkeit ist. Weicht die Helligkeit aber von dieser Vorgabe ab, kann es Probleme geben.
Denn oft ist das Motiv weder grau, noch ist es überall gleich hell. Und was ist, wenn der wichtige Teil im Bild heller oder dunkler ist als der Rest? Und wie kann ich die Belichtung auf diesen wichtigen Teil messen?
Denn die Belichtungsmessung macht auch in diesem Fall Grau daraus, ob uns das passt oder nicht. Für eine präzise und richtige Messung ist deshalb die Frage wichtig, welchen Motivteil der Belichtungsmesser erfasst. Wie groß ist das Messfeld ? Und was stellt er mit den Werten an?
Jede Messmethode hat ihren eigenen Reiz
Nehmen wir an, die Belichtungsmessung würde das ganze sichtbare Motiv ohne Gewichtung einzelner Partien anmessen. Das käme einer reinen lntegralmessung gleich. Dann müsste für eine korrekte Belichtung die Summe des gesamten Bildes einem mittleren Grau entsprechen. Das ist aber eine Vorgabe, die in der Praxis selten erfüllt ist.
Integralmessung heißt, dass das gesamte Sucherbild gleich gewichtet ist. Wir brauchen daher eine andere Messmethode.
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Oft ist es doch so, dass die unwichtige Umgebung des Motivs einen großen Teil unserer Fotos ausmacht. Bei einer gleichmäßigen Bewertung des gesamten Sucherbildes, auch der Randzonen, wäre somit eine Über- oder Unterbelichtung des Hauptmotivs nicht zu vermeiden. Das gilt besonders bei hohem Kontrast.
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Mittenbetonte Messung – der Allrounder
Aus diesem Grund hat man schon bei den DSLR auf die mittenbetonte Methode gesetzt.
Und damit einen bis heute gültigen Standard geschaffen. Auch dieses Verfahren zieht die gesamte Bildfläche in die Messung mit ein. Jedoch doch wird die Mitte gegenüber dem übrigen Motivfeld mehr gewichtet. Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass eine Gewichtung von 75:25 besonders praxisnahe ist. Also 75% für die Mitte und 25% für den Rest.
Sie eignet sich somit als Standard für alle Motive, die sich in der Bildmitte befinden.
Doch es gibt es auch Kameras mit anderem Verhältnis. So ist es z.B. bei der Nikon F5 möglich, den Schwerpunkt in der Mitte kleiner oder größer zu stellen, um die Messung dem Motiv optimal anzupassen.
Mittenbetonte Messung
Ist das Bildwichtige im Zentrum, dann ist diese Messmethode die Richtige.
Vorteile:
Zuverlässig bei normalen Kontrasten und mittigen Hauptmotiven. Mit AEL Speicherung ist selektive Mmessung auch bei hohen Kontrasten möglich.
Nachteile:
Bei hohen Kontrasten und außermittigen Objekten ist Falschbelichtung möglich, sofern nicht selektiv gemessen wird.
Die mittenbetonte Messung führt zwar meist zur richtigen Belichtung. Sie kann aber bei Motiven mit hohen oder gänzlich fehlenden Kontrasten zu falscher Belichtung führen. Und zwar dann, wenn sich der wichtige Motivteil außerhalb der Mitte befindet,
In vielen Fällen wird dennoch eine korrekte Belichtung möglich sein. Und zwar mit einem Trick. Dazu richtet man den Messkreis auf das Motiv außerhalb der Mitte und aktiviert den AEL Speicher. Sodann komponiert man das Bild wie gewünscht und löst mit dem zuvor fixierten Messwert aus.
Bei Fotos von Action, wo Bruchteile von Sekunden über den Erfolg entscheiden, kann das allerdings zu zeitraubend sein. Probleme bereitet sie auch dort, wo der Messkreis zu groß ist und sich der wichtige Motivteil deshalb zu wenig präzise anvisieren lässt.
Spotmessung
Für solche Situationen wurde die Spotmessung entwickelt, die dank eines extrem kleinen Messfeldes genaue Punktmessung gestattet. Und damit hohe Kontraste besser meistern hilft. Aber Achtung! Spotmessung ist die Messmethode mi der kleinsten Toleranz für Fehler!
Aufgrund der sehr engen Messung eignet sich Spotmessung in erster Linie für statische Objekte, die ein genaues Positionieren des Messfeldes erlauben. Bei Aufnahmen von schnellbewegten Objekten ist das Risiko, daneben zu liegen, fast immer zu groß.
Spotmessung ist eine sehr genaue Messart für Profis. Sie setzt aber voraus, dass der Anwender über das Prinzip von Messungen Bescheid weiß und sie beachtet.
Spotmessung
Bei extremen Kontrasten hilft oft nur das Messen eines kleinen, aber wichtigen Motivteils weiter.
Vorteil:
Das punktförmige Anmessen bestimmter Motivteile bringt richtige Werte. Der Rest wird ignoriert und fließt nicht mit ein.
Nachteil:
Risiko von falscher Messung bei ungenauem Anmessen. Deshalb nur gut für unbewegte Objekte.
Matrixmessung / Mehrfeldmessung
Die 1983 in der Nikon FA gezeigte erste Matrixmessung hat gegenüber anderen Messmethoden ein großes Plus: sie ist intelligent.
Eine intelligente Belichtungsmessung?
Die Matrixmessung erkennt nicht nur verschiedene Helligkeiten innerhalb des Sucherbildes, sondern weiß sie auch richtig zu deuten. Mit Hilfe eines Mikrocomputers gleicht sie die in verschiedenen Bildzonen ermittelten Werte mit denen ab, die hinterlegt sind. Im Grunde handelt es sich hier also um eine Art von Erkennung des Motivs. Erkannte Personen sind daher richtig belichtet, auch wenn sie in hellem oder dunklem Umfeld stehen.
Resultat: Auch bei sehr hohem Kontrast und selbst dann, wenn das Hauptmotiv sich außerhalb der Mitte befindet, liefert die Matrixmessung meist die richtigen Werte.
Matrixmessung
Wenn die Zeit knapp ist, überlässt man alles der intelligenten Mehrfeldmessung
Vorteile:
Intelligentes Verfahren, auch bei außermittigen Hauptmotiven und hohem Kontrast, automatisch korrekte Belichtung. Ideal für Actionfotografie und Automatikbetrieb.
Nachteile:
Gezieltes Anmessen von Motivteilen nicht möglich. Messvorgang nicht transparent.
Die Matrixmessung ist extrem einfach zu handhaben. Sie ist schnell und dennoch unerreicht präzise, vor allem in ihrer neusten Form, der 3D Matrixmessung. Hierbei wird die Entfernung zum Motiv zur Berechnung einbezogen. Das macht sie zur idealen Messmethode für eine Vielzahl von Aufgaben und eignet sich daher für unbeschwertes Arbeiten.
Doch wie jede Messmethode, so ist auch Matrixmessung beim Fotografieren nicht frei von Nachteilen:
Zwar nimmt die Matrixmessung dem Fotografen wichtige Entscheidungen ab, doch bleibt verborgen, zu welchem Schluss sie jeweils gekommen ist. Auch orientiert sie sich an festen Sollwerten, also an dem Durchschnitt, und nicht etwa an individuellen Wünschen.
Wenn jedoch eine gezielte Messung wichtig ist, bringt einen die mittenbetonte oder Spotmessung nach wie vor weiter.
Welche Messmethode die richtige ist, kommt also aufs Motiv an.
Lichterbetonte Messung
Seit Kurzem gibt es von Nikon eine so genannte lichterbetonte Messung, die wir in einem separaten Artikel beschrieben haben.
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