Das große Buch der Objektive – 2.Auflage

In der zweiten Auflage des Standardwerks zu Objektiven zeigt Christian Westphalen, wie vielschichtig die Entscheidung für das richtige Objektiv sein kann. Objektive sind das Herz jeder Kamera – sie bestimmen nicht nur, was wir sehen, sondern auch wie wir es sehen. Trotzdem fristen sie in vielen Fotobüchern eher ein Schattendasein, oft reduziert auf Tabellen, technische Werte oder Kaufempfehlungen. „Das große Buch der Objektive“ von Christian Westphalen nimmt sich diesem vernachlässigten Thema jedoch mit einer beeindruckenden Gründlichkeit an. Das Werk verspricht nicht nur technisches Wissen, sondern auch einen Blick auf die Geschichte, Gestaltungsmöglichkeiten und kreativen Einsatzbereiche von Objektiven. In meiner Rezension möchte ich zeigen, warum dieses Buch weit mehr ist als ein Nachschlagewerk. Und weshalb es für viele Fotografen einen echten Mehrwert darstellt.

Objektive sind die Augen der Kamera, ein eher triviales Thema also, möchte man sagen. Aber wenn es zu speziellen Situationen kommt und man sich vom knipsenden Amateur zum denkenden Bildgestalter entwickelt, wird es anspruchsvoll.
Also welches Objektiv setze ich für mein Bild ein, wie erreiche ich die richtige Überlappung bei Panoramen, was ist Bokeh und wie vermeide ich Abbildungsfehler? Ob ich alte Objektive auch an meiner modernen Kamera nutzen kann?

Die fortschreitende Entwicklung macht natürlich auch bei den Herstellern von Objektiven nicht halt. Daher ist eine zweite Auflage des Buches notwendig geworden, welches jetzt sogar sehr neue Objektive wie das Sigma 135mm f1,4 DG Art behandelt.

Was das Buch besonders gut macht

Die Inhalte reichen von den Anfängen der Objektivgeschichte über klassische Altglas-Objektive bis zu modernen digitalen Profi-Linsen. Dabei bleibt das Buch herstellerübergreifend — es macht also keine Werbung für bestimmte Marken, sondern vermittelt objektives, unabhängiges Wissen.

Was mich besonders beeindruckt hat: Das große Buch der Objektive verbindet Technik und Gestaltung. Es zeigt, dass Objektive nicht einfach nur Werkzeuge sind, sondern kreative Partner. Damit spricht es sowohl technisch Interessierte als auch kreative Fotografen an. Viele Fotobücher beschränken sich auf Bildgestaltung oder Kameratechnik — hier aber bekommt man beides, und das macht den großen Mehrwert aus.

Die Erklärungen sind technisch solide, aber nicht trocken oder überladen. Begriffe wie Brennweite, Lichtstärke, Abbildungsfehler oder Bokeh werden sachlich erklärt — und mit Beispielen visualisiert. Das hilft, auch komplexe Sachverhalte wirklich zu verstehen. Dadurch eignet sich das Buch für Einsteiger, die mit Objektiven tiefer einsteigen wollen, und für erfahrene Fotografen, die ihr Verständnis erweitern möchten.

Viel Praxis und echte Tipps

Die vielen Beispiel- und Vergleichsbilder machen Unterschiede zwischen Objektiven dabei gut greifbar. Die Tipps zur Objektivpflege, zum Umbau oder zur Einschätzung von gebrauchten Objektiven sind praxisnah und realistisch, gerade für Fotografen, die nicht jeden Trend mitmachen wollen. Das große Buch der Objektive versteht sich nicht nur als technische Anleitung, sondern als praktisches Handbuch.

Besonders empfehlenswert sind zudem die Abschnitte, die zum Experimentieren einladen — Bokeh-Schablonen, kreative Umbauten oder die Auseinandersetzung mit “Altglas”. Das fördert die kreative Freiheit und macht deutlich: Fotografie lebt nicht nur vom neuesten Profi-Objektiv, sondern von Gestaltung, Vision und handwerklichem Können.

Zielgruppe für das große Buch der Objektive

Wer die Funktionsweise von Objektiven verstehen will (Schärfe, Licht, Abbildungsfehler, Bokeh etc.), bekommt leicht verständlich, aber fundiert vermittelt, worauf es bei Objektiven technisch ankommt. Das Buch zeigt, wie Objektive Einfluss auf Bildwirkung, Perspektive, Tiefenwirkung und Ästhetik haben. Damit ist es ideal für alle, die bewusst ihre Fotos gestalten.

495 Seiten plus Zusatzmaterial — das kann überwältigen. Wer nur schnell eine Empfehlung für das nächste Objektiv sucht, fühlt sich vielleicht überschüttet von Information. Es ist eher ein Nachschlagewerk oder umfassendes Grundlagenwerk als ein Schnellratgeber.

Positiv dabei ist, dass das große Buch der Objektive nicht auf eine bestimmte Kameramarke fokussiert ist. Für Nutzer, die sich stark an einer bestimmten Marke orientieren, könnte der herstellerübergreifende Ansatz weniger praktisch sein – obwohl er insgesamt neutraler und umfassender bleibt.

Fazit

Das große Buch der Objektive zeigt dabei alles Wissenswerte rund um die Optik. Auch Exoten sind hier behandelt. Dazu gibt es viele praktische Tipps für die Auswahl und den Kauf. Darüber hinaus enthält das Buch zahlreiche Grafiken und Beispielbilder – über 600 Grafiken und Originalfotos – mit Angaben zu Aufnahmedaten und praktischen Tipps.

Viele Beispielfotos gibt es als Download. Somit bietet das Buch hier einen zusätzlichen Mehrwert.

Ein Muss für ernsthafte Fotografen!

„Das große Buch der Objektive“ ist — ohne Übertreibung — eines der umfangreichsten und wertvollsten Werke, die ich zum Thema Objektive kenne. Es schafft eine Brücke zwischen technischer Fachinformation und kreativer Bildgestaltung.

Beim Lesen bekommt man nicht nur ein tieferes Verständnis dafür, was ein Objektiv technisch leistet — sondern vor allem warum bestimmte Objektive bestimmte Bildwirkungen erzeugen. Und natürlich, wie man sie bewusst für die eigene Fotografie nutzen kann. Das verändert die Herangehensweise an Fotografie insgesamt. Weg von „Ich nehme dieses Objektiv, weil es neu oder teuer ist“ hin zu „Ich wähle dieses, weil es zu meiner Bildidee passt“.

Wer bereit ist, sich einzulesen und Zeit zu investieren, findet in diesem Buch einen dauerhaften Begleiter — nicht nur für einen Monat oder ein Projekt, sondern für viele Jahre fotografischer Arbeit.

Kurzum: Ein Muss für ernsthafte Fotografen!

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Christian Westphalen ist Diplom-Fotodesigner und arbeitet als selbstständiger Fotograf, Trainer und Autor.

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