Schärfe in der Fotografie einfach erklärt

In diesem Artikel geht es um die Schärfe in der Fotografie. Hat Scährfe mit Auflösung oder Kontrast zu tun?

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Es ist wie bei einer Peperoni: Was der eine als scharf empfindet, findet der andere noch nicht scharf genug. Wie entsteht Schärfe in der Fotografie?

Wenn es um Fotografie geht, bezieht sich „Schärfe“ auf die allgemeine Klarheit eines Bildes. Und zwar in Bezug auf Fokus und Kontrast. Wenn das Motiv eines Bildes scharf ist, erscheint das Bild klar und naturgetreu. Details, Kontrast und Textur sind also sehr detailliert wiedergegeben. Daher spreche ich von Schärfeeindruck.

Schärfe Bildschärfe

Bilder, denen es an Schärfe mangelt oder die „weich“ sind, nennt man unscharf. Sie können verschwommen oder detailarm erscheinen. Erfahrene Fotografen sind aber in der Lag, diesen Eindruck zu manipulieren. Der subjektive Eindruck ist extrem abhängig von der genauen Fokussierung auf das Motiv. Das stellt besonders bei Aufnahmen mit geringer Schärfentiefe eine Herausforderung dar. Oder bei Aufnahmen in Situationen mit wenig Licht, die große Blenden erfordern.

Dabei ist Schärfentiefe der Bereich um den Fokus herum, in dem sich die Schärfe ersteckt.

Wie man Schärfe erreicht

Zum Glück sind die meisten modernen Objektive zu einer extremen Schärfe fähig. Zumindest, wenn man sie richtig einsetzt. Es gibt jedoch auch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Die Schärfentiefe zum Beispiel kann dazu führen, dass ein Bild nur in einem Bereich scharf, in einem anderen aber unscharf ist.

Objektive mit einer Blende sind oft extrem scharf, wenn sie um einige Blendenstufen abgeblendet werden. Weiteres Abblenden als f/11 führt dagegen oft zu Beugungsunschärfe.

Bokeh Schärfe
Bokeh

Fokus

Die Fokussierung des Objektivs ist eine Aufgabe für sich, wenn du ein möglichst gutes Ergebnis erzielen willst. Im Folgenden findest du Tipps, wie du eine bessere Fokussierung erreichst.

Leider kommt es in vielen Fällen vor, dass ein Fotograf ein sehr gutes Objektiv hat. Aber aufgrund von Fehlern scheinen die Ergebnisse weich. Wenn ein Fotograf sich auf den AF verlässt, ist es am besten, den Autofokus zu testen. Am besten, indem er (von einem Stativ aus) Bilder von einem statischen Motiv aufnimmt und die Klarheit auf der Rückseite der Kamera oder am Computer überprüft.

Kamera

Obwohl man wenig Einfluss darauf hat, spielt die Auflösung des Kamerasensors auch eine Rolle. Ein Sensor mit höherer Auflösung (mehr Megapixel) ist in der Lage, insgesamt mehr Bilddetails zu liefern. Obwohl Megapixel selbst technisch gesehen nicht direkt mit der Schärfe korrelieren, können bestimmte Funktionen die Schärfe eines Sensors auf Pixelebene tatsächlich erhöhen.

Viele High Megapixel Kameras haben ihren Anti Aliasing Filter entfernt. Beispiel Nikon D810. Das ermöglicht schärfere Bilder, indem er als Glas vor dem Sensor weg fällt. Außerdem bieten einige Kameras jetzt Pixel Shifting Funktionen, die es dem Sensor ermöglichen, seine Schärfe zu erhöhen, indem er mehrere Bilder aufnimmt.

Stabilität

Was früher auf 35 mmFilm als akzeptable Technik für Bilder aus der Hand galt, wird auf einem heutigen Sensor wahrscheinlich zu einem Verlust an Schärfe führen.

Aus diesem Grund gelten heute bei Aufnahmen aus der Hand kürzere Verschlusszeiten. Und bei Aufnahmen von einem Stativ nimmt man einen Fernauslöser oder den elektronischen Verschluss. Das vermeidet Verwackeln. Stative sind immer noch der beste Garant, dass Bilder im Fokus sind.

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Ändern der Schärfe

Die Technik, um den subjektiven Eindruck eines Fotos zu verändern, ist mehr als hundert Jahre alt. Mittels feiner Pinsel und spezieller Farbe haben die Altmeister die wichtigen Details (meist Augen und Konturen) zart nachgezeichnet. Diese Retusche war sogar so erfolgreich, dass man sie bis Ende des 20. Jahrhunderts nutzte.

Schärfefilter in der Software zur Bildbearbeitung können leichte Unschärfen scheinbar ausmerzen. Diese Filter sind aber mit großer Vorsicht zu benutzen und sollten immer die letzte Maßnahme an einem Bild sein. Beim Bearbeiten komprimierter JPG Dateien treten Artefakte schnell hässlich hervor. Auch Bildrauschen kann durch Bildbearbeitung verstärkt werden.

Nikon F5 Sucher
Nikon F5 Sucher

Daher sollte man immer schon beim Fotografieren drauf achten, dass das Foto nahezu perfekt ist. Denn jede Form der späteren Veränderung geht mit Einbußen bei der Qualität einher. Ob ein Bild im Fokus ist, lässt sich außerdem im Sucher der meisten Kameras ablesen. Bei einer grünen Anzeige ist das Motiv scharf. Ansonsten werden rote Pfeile angezeigt, die die Drehrichtung des Fokusringes weisen.

Brille Schärfe

Wo bleibt die Unschärfe?

Unschärfe ist eine «Erfindung» der Fotografie

Dass Fotografen Unschärfe oft mit viel Aufwand zu verhindern suchen, ist verständlich. Denn letztlich gehört Unschärfe nicht zu unserer täglichen Welt. Sie ist ein exklusives Merkmal der Fotografie. Tatsache ist, dass wir rundum scharfe Bilder als besonders natürlich empfinden. Detailreiche Fotos geben die Wirklichkeit realistisch wieder. Sie vermitteln den Eindruck des Authentischen. Betrachten wir solche Bilder, so neigen wir dazu, das Gezeigte als «wahr» zu sehen. Ein Sachverhalt, der für die Fotografie große Bedeutung hat.

Unschärfe irgendwelcher Art, und möge sie noch so kreativ daher kommen, ist bei Pressefotos selten erwünscht. Logisch, dass man dazu neigt, alles zu tun, um jedes Bild mit maximaler Schärfe zu überziehen, auf dass es möglichst natürlich wirke. Wie das geht, lässt sich in jedem Fotobuch nachlesen. Dazu gehört: Schärfentiefe durch Abblenden vergrößern, exakt fokussieren, mit kurzer Verschlusszeit arbeiten oder blitzen und nötigenfalls die Kamera aufs Stativ setzen.

Aber: Nicht jedes Foto dient Nachrichtenzwecken, nicht jede Aufnahme will dokumentieren.

Unschärfe fokussiert den Blick

Schärfe «über alles» ist keine Garantie für beste Bildwirkung. Genau so wenig wie Unschärfe zwangsläufig zum Misserfolg führt. Viel Schärfe bedeutet viel Realismus, doch dieser passt nicht zu jedem Bild. Die Erfahrung lehrt, dass die Wirkung vieler Aufnahmen nicht unter zu wenig, sondern unter zu viel Schärfe leidet. So lösen beispielsweise Porträts mit dem Charme medizinischer Nahaufnahmen, die jede Hautunreinheit zutage fördern, selten Bewunderung aus.

Zu viel Schärfe macht sich auch dort unangenehm bemerkbar, wo das Foto vom Detailreichtum förmlich erdrückt wird. Denn so erstarrt jegliche Lebendigkeit des Motivs in «eingefrorener» Bewegung. Gerade weil scharfe Fotos den Augeneindruck am besten wiedergeben, geben sieso auch das wieder, was wir schon tausend Mal gesehen haben. So kann die Natürlichkeit einer Aufnahme zu deren größtem Feind werden.

Unschärfe wird häufig mit fehlerhaft gleichgesetzt. Doch genau besehen ist sie ein erstklassiges Gestaltungsmittel. Wir brauchen nur mit weit geöffneter Blende zu fotografieren, und schon eröffnet sich uns die Chance, aus einem Minimum an Schärfentiefe ein Maximum an Wirkung herauszuholen. In der Regel tun wir dabei instinktiv das Richtige, indem wir die Kamera auf das fokussieren, was wir für wichtig halten.

Der kreative Umgang mit Unschärfe erschöpft sich aber nicht im Dosieren und Platzieren von Schärfentiefe. Unschärfe kann mehr sein als ein Sachzwang mit glücklichem Ausgang. Wie nur wenige andere gestalterische Mittel ist sie auch ein Symbol für eine Vielzahl unterschiedlicher Inhalte. Vor allem, wenn sie in feiner Abstimmung mit ihrem Gegenpol, der Schärfe, eingesetzt wird. Unschärfe steht auch für Bewegung, Aktion, Tempo, Unruhe. Mit ihrem wandelbaren Gesicht hilft sie Ideen und Vorstellungen oft besser beschreiben, als es eine noch so brillante Schärfe zu tun vermöchte. Siehe auch Bewegungsunschärfe.

Bewegungsunschärfe
Bewegungsunschärfe

Viel Risiko, viel Gewinnchancen

So vielfältig die Inhalte, so verschieden sind auch die Wege zu deren Umsetzung. Theoretisch ist alles möglich, solange das Ergebnis stimmt. Vom Mitziehen der Kamera bis hin zum Wisch- oder Weichzeichnereffekt stehen analoge und digitale Techniken zur Verfügung. Dabei zeigt sich je länger, desto mehr die digitale Fotografie als der große Gewinner, da einer ihrer größten Pluspunkte die sofortige Verfügbarkeit des Bildes ist.

Ein Blick auf den Monitor genügt, um zu beurteilen, ob das Foto gelungen ist oder nicht . Eventuell muss es mit veränderten Kameraeinstellungen wiederholt werden. Zu den Vorteilen der Digitalfotografie gehört die Möglichkeit der nachträglichen Bearbeitung und Optimierung mit Hilfe der Bildbearbeitungssoftware. Stichwort Photoshop, PaintShop Pro und zahlreiche andere. Diese Programme bieten eine Fülle von speziellen Tools für die Manipulation der Schärfe zu Gunsten einer attraktiveren Bildgestaltung.

Focus Stacking Schärfe
Der Klassiker: Nur der Stift in der Mitte ist scharf. Zu geringe Schärfentiefe

Selektive Schärfe

Wie oft landen gut gemeinte Porträts im Papierkorb, weil durch ein Zuviel an Schärfentiefe dem abgebildeten Menschen Straßenlampen oder ganze Bäume aus dem Kopf zu wachsen scheinen! Schärfe von vorn bis hinten birgt jedoch nicht nur bei Porträts, sondern bei allen Motiven mit Tiefe die Gefahr in sich, dass die räumliche Wirkung verloren geht. Und das Bild mit unwichtigen Details überfrachtet ist. Die Folge ist, dass es der Aufnahme an Schwerpunkten fehlt: Das Hauptobjekt löst sich nicht wie gewünscht von seiner Umgebung. Der Betrachter weiß nicht, wohin er blicken soll, sein Auge wird nicht geführt.

Aus diesem Grund gilt die gezielte Anwendung selektiver Schärfe als eines der wichtigsten Gestaltungsmittel überhaupt. Das Prinzip ist einfach: Das Foto wird so aufgenommen oder anschließend digital so bearbeitet, dass die bildwichtigen Motivteile optimal wiedergegeben werden, während alles Unwichtige in Unschärfe verschwimmt. Auf diese Weise wird es möglich, den Blick durch verschiedene räumliche Ebenen hindurch sicher und schnell zur bildwichtigen Motivpartie zu führen.

Die übliche und einfachste Technik besteht in geringer Schärfentiefe. Dabei fokussiert man auf den wichtigen Motivteil und nimmt eine möglichst offene Blende. Da die Schärfentiefe im Bild auch bei völligem Aufblenden weich verläuft und das Motiv deshalb selten wie ausgeschnitten wirkt, liefert diese Methode im ein gutes Ergebnis.

Als ebenso einfach erweist sich das digitale partielle «Unschärfen» mit der benutzerfreundlichen Generation neuer Bildbearbeitungssoftware. Wesentlicher Vorteil der digitalen Bildmanipulation ist die Möglichkeit, die Unschärfe im Nachhinein, abseits des Aufnahmestresses, anzubringen.

Fast alle anspruchsvollen Bildbearbeitungsprogramme bieten mehrere Weichzeichnerfilter, die allerdings qualitativ recht unterschiedliche Resultate liefern. Für hohe Ansprüche ist der «Gauß’sche Weichzeichner» von Photoshop zu empfehlen, der eine Bildpartie schnell um einen einstellbaren Wert weichzeichnet. Dabei werden frequenzarme Details hinzugefügt, was zu einem verschwommenen Effekt führt. Noch präziseres Weichzeichnen erlaubt der «selektive Weichzeichner». Er lässt nicht nur die Wahl der Qualität, sondern u.a. auch eines Schwellenwertes, bei dem angegeben wird, wie verschieden die Pixelwerte sein müssen, damit der Filter darauf anspricht. Dank Schieberegler und Vorschaubild wird die Wirkung der vorgenommenen Einstellung sofort ersichtlich. Ähnliche, möglicherweise anders lautende Weichzeichnungsfilter finden sich auch in anderer Software.

Digitales Unschärfen kann auf viele Weisen erfolgen. Der gebräuchliche Weg führt über das Markieren der unwichtigen, weich zu zeichnenden Motivteile. Das geht am besten mit Werkzeugen wie dem Lasso, dem Zauberstab oder Auswahl- Rechteck. Danach wählt man nur noch den passenden Weichzeichner Filter, und schon ist das Bild nach Wunsch optimiert. In vielen Fällen geht es schneller, wenn nicht die bildunwichtige Partie, sondern das meist kleinere Hauptobjekt markiert und danach die Auswahl umgekehrt wird.

Praxistipps

ALLGEMEIN

Treffen Sie eine Entscheidung: Was ist für die Bildaussage wichtig und sollte deswegen scharf abgebildet werden? Weder Schärfe über alles noch selektive Schärfe sollten unüberlegt oder als Selbstzweck eingesetzt werden. Oft liefert schon eine geringfügige Veränderung des Standortes oder des Winkels einen besser geeigneten Hintergrund. Bei Aussenaufnahmen z.B. neutraler Himmel.

Je kleiner die Schärfentiefe ist, desto wichtiger wird genaues Fokussieren. Stellen Sie auf den wichtigsten Bildteil scharf. Bei Porträts sind das in der Regel die Augen.
Bei Automatikbetrieb Zeitautomatik (A) wählen und geeignete große Blende vorwählen.
Alternativ auf manuelle Belichtungskontrolle umstellen.

Mit der Abblendtaste kann die Blende zur vorgängigen Kontrolle der Schärfentiefenwirkung auf den voreingestellten Wert geschlossen werden. Bei Digitalkameras zeigt der LCD-Monitor automatisch die Wirkung der eingestellten Parameter.

DIGITAL

Verändern Sie nie das Bildoriginal, sondern immer ein Duplikat, so dass Sie jederzeit auf ein unverändertes Original zurückgreifen können. Speichern Sie die Zwischenschritte ohne Komprimierung ab. Achten Sie auf ein möglichst genaues Markieren der Auswahl und aufweiche Auswahlkanten, um unschöne Retuschekanten zu vermeiden. Dazu Bild vergrößern. Zwischenstufen immer wieder abspeichern.

Wählen Sie den Grad an Unschärfe mit Bedacht. Je größer die Unschärfe ist, desto mehr Details verdeckt sie, desto prominenter tritt das Hauptobjekt ins Bewusstsein, desto unwirklicher kann aber die Situation scheinen.
Sollen gleichzeitig mehrere Bildstellen ausgewählt und manipuliert werden, so lässt sich dies über den Maskiermodus tun. Dazu in der Werkzeugpalette das Maskierwerkzeug aufrufen, die zu schützende Fläche «ausmalen» und danach zum Normalmodus zurückkehren.

Bewegungsunschärfe

Wie viel Schärfe verträgt die Aufnahme eines bewegten Motivs? Die Antwort ist nicht einfach und lässt sich nur finden, wenn wir uns sowohl mit dem Fotomotiv wie auch mit der angestrebten Bildaussage auseinander setzen. Wenn wir an das gestochen scharfe Foto eines ins Wasser springenden Schwimmers denken, dann ist klar: Die hochspritzenden, wie gefroren wirkenden Tropfen machen das Bild zum Seherlebnis. Ähnliches gilt auch für viele andere Aufnahmen aus der Sport- und Actionfotografie. Wie etwa für den in der Höhe zu verharren scheinenden Stabhochspringer oder den Torhüter bei der spektakulären Abwehr des Elfmeters.

Durch das Einfrieren von Bewegung verliert das Objekt zwar sein Aktionstempo, doch wird dieser Verlust durch eine für unser Auge ungewohnte und ungewöhnliche Sichtweise wettgemacht. Es wäre jedoch falsch, daraus die Regel abzuleiten, maximale Bewegungsschärfe führe automatisch zur bestmöglichen Wirkung. Denn für den Erfolg eines scharfen Bewegungsbildes sind auch andere, vor allem formale Faktoren verantwortlich. Der Augenblick des Auslösens, die Art, wie sich das Objekt bewegt – das alles spielt eine maßgebliche Rolle. Ein Mensch kann noch so schnell laufen und noch so hoch springen, wenn ihn die Kamera im falschen Moment festhält oder der Bewegungsablauf nicht fotogen ist, wird das Ergebnis unbefriedigend werden.

Auto in Bewegung Schärfe
Bewegungsunschärfe

Das Gefühl von Bewegung und Tempo erzeugt man oft besser über die Illusion. Wird Bewegung in Form von Unschärfe sichtbar gemacht, so ist das Objekt zwar nicht mehr vollständig erkennbar. Doch erzeugen die Wischspuren den Eindruck von Aktion und Tempo. Ein Effekt, der sich mit längerer Wischspur verstärkt. Ein fast schon klassisches Beispiel dafür ist das Foto eines fahrenden Autos. Ist es gestochen scharf, so ist nicht zu erkennen, ob es und wie schnell es fährt. Wie Schärfentiefe, so ist auch Bewegungsunschärfe ein Gestaltungsmittel erster Güte. Dabei spielt es eine wesentliche Rolle, ob die Unschärfe auf dem sich bewegenden Objekt liegt.

Im ersten Fall wird das Objekt mit steigendem Verwischungsgrad immer undeutlicher. Bis schließlich die Verwischung so groß ist, dass sie nicht mehr als Bewegung empfunden wird, sondern schlicht als Fehler. Um das zu vermeiden, wird deshalb häufig ein zusätzlicher Blitz eingesetzt, dessen kurze Leuchtdauer über das verwischte Objekt ein klares, scharf konturiertes Abbild legt.

meine empfehlung

Im zweiten Fall wird das Objekt mehr oder weniger in-focus abgebildet, während sich der Hintergrund in Wischspuren auflöst. Möglich wird dies durch das so genannte Mitziehen. Dabei wird die Kamera während des Belichtungsvorganges (der lange genug sein muss) in die Bewegungsrichtung des Objekts mitgezogen – und zwar so, dass sich das Objekt im Sucher möglichst immer an derselben Stelle befindet. Dabei wird das Objekt zwar selten 100% scharf abgebildet. Doch reicht die Schärfe normalerweise aus, dass der Betrachter sie noch akzeptiert.

Wie sehr die Art der Bewegungsunschärfe sich auf die Bildaussage auswirkt, sollen zwei Beispiele zeigen: Nehmen wir an, wir fotografieren zu Werbezwecken eine sportliche Limousine. In diesem Fall werden wir kaum ums Mitziehen herumkommen, da wir damit einerseits Tempo zeigen können und andererseits das Äußere des Autos immer noch akzeptabel deutlich ist.

Ganz anders, wenn die Aufgabe lautet, mit der Aufnahme Kinder vor den Risiken im Straßenverkehr zu warnen. Ist hier nebst dem Kind am Straßenrand auch noch ein verwischtes Auto im Hintergrund zu sehen, so wird die vom fahrenden Auto ausgehende Gefahr wesentlich augenfälliger, als wenn das Auto aussähe, als sei es geparkt.

Sollte eine digitale Aufnahme allen Bemühungen zum Trotz zu statisch ausfallen, so können Sie das später in Ruhe nachholen. Die meisten guten Bildbearbeitungsprogramme bieten Filteroptionen an, mit denen sich Bewegungsunschärfe in verschiedener Form erzeugen lassen. Während Störfilter wie z.B. «Windeffekt» oder «Verwacklung» eher Einzelfällen vorbehalten sind und nur sparsam eingesetzt werden sollten, kann die Option «Bewegungsunschärfe» perfekt Bewegung vortäuschen. So genügen beispielsweise ein paar Mausklicks, um ein stehendes Fahrzeug scheinbar zum Fahren zu bringen.

Das Vorgehen ist prinzipiell gleich wie beim partiellen Unschärfen, nur dass nicht eine normale Weichzeichnung erfolgt, sondern eine Verwischung. Deren Stärke und Bewegungswinkel lassen sich angpassen.

Weichzeichnung

Weichzeichnung ist in der Fotografie eines der ältesten und zugleich wirksamsten Stilmittel, um ein Übermass an Realismus zum Verschwinden zu bringen. Und Fotos visuell «geschmeidiger» zu machen. Durch die Überdeckung von Bilddetails, Strukturen und Formen mit gezielter Unschärfe führt Weichzeichnung zu einer sanften, idealisierenden und romantisierenden Wirkung. Weshalb sie heute fast nur noch bei Porträt- und Aktfotos eingesetzt wird, wo sie Hautunreinheiten und andere kleine physiognomische Unregelmässigkeiten gnädig übertüncht. Denkbar ist allerdings auch der Einsatz von Weichzeichnern bei Landschaften, die ohnehin schon eine weiche Lichtstimmung aufweisen. Zum Beispiel bei starkem Nebel.

Weichzeichner- Effekte lassen sich sowohl während der Aufnahme wie auch durch ein Bildbearbeitungsprogramm danach erzeugen. Dabei spielen die guten alten Weichzeichnerfilter in der Fotografie auch heute noch die wahrscheinlich wichtigste Rolle. Erhältlich mit verschiedenen Weichzeichnungs- Faktoren lassen sie sich relativ gut an die jeweiligen Absichten anpassen.

Wer keinen Weichzeichnerfilter zur Hand hat, kann sich aber auch mit einem einfachen und obendrein günstigen Mittel behelfen: Anstelle des Glasfilters spannt er vor das Objektiv einen schwarzen Nylonstrumpf oder eine feine Gaze. Noch einfacher gehts mit dem Anhauchen der Frontlinse. Da das Beschlagen der Linse nicht lange anhält, erfordert dieser alte Trick ein rasches Handeln. Zudem ist eine Kontrolle der Stärke kaum möglich.

Die eleganteste Art der Weichzeichnung lässt sich mit Photoshop & Co. machen. Wer es schnell mag, kann dazu entweder den normalen oder starken Weichzeichnungsfilter aktivieren. Ein Mausklick genügt, und schon zeigt sich das Bild gesoftet. Für genaueres Arbeiten empfiehlt sich allerdings die Option «selektive Weichzeichnung» oder der «Gaußsche Weichzeichner». Hier lassen sich mehrere Parameter ändern und die Wirkung damit optimal an das Bild anpassen. Wie bei allen digitalen Techniken gilt auch hier: Probieren geht über studieren.

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