Ein Histogramm ist in fast jeder modernen Bildbearbeitungssoftware zu finden. Die meisten aktuellen Digitalkameras, darunter auch einige Kompaktkameras, können Histogramme anzeigen. Einige davn sogar während der Aufnahme. Diese weit verbreitete Integration lässt vermuten, dass Histogramme sehr wichtig sind. Dennoch scheinen viele Anfängerfotografen nicht zu verstehen, was sie darstellen. Das liegt daran, dass Histogramme auf den ersten Blick recht komplex erscheinen. In Wahrheit sind sie das aber nicht. In diesem Artikel werde ich versuchen, dir das Verständnis von Histogrammen näherzubringen.

Allgemeines Verständnis vom Histogramm
Ein Histogramm ist eine grafische Darstellung der Tonwerte eines Bildes. Mit anderen Worten zeigt es die Anzahl der Töne mit einer bestimmten Helligkeit in deinem Foto. Diese reicht von Schwarz (0 % Helligkeit) bis Weiß (100 % Helligkeit). Wie in der Abbildung oben zu sehen ist, werden dunkle Töne auf der linken Seite des Histogramms angezeigt. Je weiter du sich nach rechts bewegst, desto heller werden die Farbtöne. Der mittlere Teil des Histogramms stellt Mitteltöne dar, die weder dunkel noch hell sind. Die vertikale Achse zeigt die Anzahl der Farbtöne einer bestimmten Helligkeit an. Ein Histogramm ist belichtungsabhängig, wird aber auch von der Tonwertkurve und anderen Einstellungen beeinflusst.
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Schatten- und Glanzlicht-Warnung
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Wenn das Tonwertgebirge den linken oder rechten Rand “berührt”, deutet dies auf einen Detailverlust hin, den man Clipping nennt. Glanzlicht-Clipping sind Bereiche, die vollständig weiß sind und keine Details aufweisen. Das tritt auf, wenn das Tonwertgebirge die rechte Seite des Histogramms berührt. Schatten-Clipping sind dagegen Bereiche, die vollständig schwarz sind und keine Details aufweisen. Dies tritt auf, wenn die Grafik die linke Seite des Histogramms berührt. In beiden Fällen kann das Problem oft durch Anpassung der Belichtungseinstellungen behoben werden. Das hängt jedoch von der jeweiligen Szene ab. Wenn beispielsweise die Sonne im Bild zu sehen ist, ist es so hell, dass es zu einem Glanzlicht-Clipping kommt.
Wenn du bereits beim Fotografieren sehen möchtest, ob es zu Clipping kommt, aktiviere das Histogramm in deiner Kamera. Viele aktuelle DSLR-Kameras verfügen über Live-Histogramme, die in Echtzeit auf die Szene reagieren. Um das Live-Histogramm zu aktivieren, musst du zum Fotografieren den Bildschirm der Kamera anstelle des optischen Suchers verwenden (Live-View-Modus).

Solltest du Über- oder Unterbelichtungen feststellen, passe die Belichtung entsprechend an. Um Details in den Schatten zu erhalten, stelle einen positiven Belichtungskorrekturwert ein (z.B. +0,7). Um Details in den Lichtern zu erhalten, stelle einen negativen Belichtungskorrekturwert ein (z.B. -0,7). Die Belichtungskorrektur wird in der Regel mit der Taste „+/-” an deiner Kamera eingestellt.
Farbkanäle
Histogramme zeigen in der Regel Informationen zu den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau an. Sie werden als RGB-Histogramme bezeichnet. Das oben gezeigte Histogramm ist ein Beispiel dafür. Es besteht folglich aus mehreren Diagrammen, die mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet sind. Drei dieser Diagramme stehen für die Farbkanäle Rot, Grün und Blau. Das graue Diagramm zeigt die Bereiche, in denen sich alle drei Kanäle überlappen. Gelb, Cyan und Magenta erscheinen dort, wo sich zwei der Kanäle überlappen.
Histogramm und Belichtung
Manche sind es gewohnt, Histogramme als grafische Darstellung der Belichtung zu betrachten. Viele Fotografen beurteilen die Belichtung daher allein anhand von Histogrammen und bezeichnen sie entweder als „gut“ oder „schlecht“. In der Regel würde ein “gutes” Histogramm die meisten Tonwerte im mittleren Bereich des Diagramms wiedergeben, während an den äußeren Rändern nur wenige oder gar keine Tonwerte zu finden wären.
Ein „schlechtes“ Histogramm weist Farbtöne an den äußersten Rändern des Diagramms auf. Das bedeutet im Grunde genommen entweder eine Unterbelichtung bis zum Verlust von Schattendetails oder eine Überbelichtung bis zum Verlust von Spitzlichtdetails. Oder sogar beides in einem einzigen Bild.
Lassen Sie uns anhand des folgenden Fotos überprüfen, ob diese Theorie richtig ist. Ich habe Lightroom verwendet, um drei verschiedene virtuelle Kopien davon zu bearbeiten.
Unterbelichtung


Das erste Bild zeigt eine unterbelichtete Aufnahme, die zu dunkel ist. Wie man sieht, fehlen in den meisten Bildbereichen helle Details. Das Histogramm zeigt eine deutliche Verschiebung nach links. Die meisten Farbtöne liegen im Schattenbereich und einige sind sogar abgeschnitten (völlig schwarz).
Rechts im Tonwertgebirge gibt es keine Ausschläge, da helle und weiße Töne ganz fehlen.
Überbelichtung


Dieses Bild ist überbelichtet (zu hell). Viele Farbtöne sind sehr hell und es gibt kaum dunklere Farbtöne. Ein großer Teil des Bildes ist überbelichtet (völlig weiß) und weist keinerlei Details auf. Das istogramm bestätigt, dass das Bild viel zu hell ist – es ist stark nach rechts verschoben.
Sehen wir uns das folgende Bild an. Es ist korrekt belichtet und weist eine viel breitere Farbtonverteilung auf. Die meisten Farbtöne befinden sich dabei im Bereich „Mitteltöne“ des Histogramms.
Korrekte Belichtung


Analysieren wir das Histogramm des richtig belichteten Bildes. Wie wir sehen, gibt es am ganz linken Rand des Histogramms, wo die Schwarztöne angezeigt werden, kaum Farbtöne. Das bedeutet, dass keine Details in den Schatten verloren gehen. Dann sehen wir einen Anstieg. Wie bereits erwähnt, zeigt dieser Teil des Histogramms die dunklen Farbtöne. Die Töne sind dunkel, weisen aber dennoch genügend Details auf.
Dann sehen wir, wie das Histogramm in der Mitte ansteigt. Diese Werte repräsentieren die Mitteltöne, der mäßig hell ist und den größten Teil dieses Fotos einnimmt. Das Histogramm bestätigt dies. Wenn die Farbtöne allmählich heller werden, nimmt ihre Anzahl ab. Es gibt nur sehr wenige ganz weiße Pixel im Bild, nämlich die Wasserbereiche um die Steine.
Solltest du die Belichtung mit dem Histogramm einstellen?
Anhand dieser Beispiele sehen wir, dass ein “gutes” Histogramm, bei dem die meisten Farbtöne im mittleren Bereich liegen, tatsächlich auf eine korrekte Belichtung hinweist. Bedeutet das, dass das Histogramm zur Beurteilung der Belichtung herangezogen werden kann? Grundsätzlich jein!

Bei schwarzweiß Bildern gibt es nur einen Kanal, kein RGB. Das macht die Sache etwas einfacher. Sehen wir uns das nebenstehende Bild an. Es fällt auf, dass es eine Menge sehr schwarzer dunkler Töne gibt und nur wenig helle Töne. Das sagt aber nichts über die Qualität des Bildes aus, sondern nur über die Tonwertverteilung.
Das Histogramm dürfte also stark nach links verschoben sein und dann nach rechts ab fallen. Würden wir die Belichtung dieses Fotos allein anhand des Histogramms beurteilen, würden wir sagen, dass es erheblich unterbelichtet ist. Würdest du also sagen, dass das Bild nicht richtig belichtet ist? Nein.
Daraus lässt sich eine einfache Schlussfolgerung ziehen: Das Histogramm ist nicht unbedingt allein geeignet, um die Belichtung zu bewerten. Die „Richtigkeit” hängt von zu vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von deiner Sichtweise und der fotografierten Szene. Ein Histogramm zeigt Ihnen lediglich die Anzahl der Farbtöne verschiedener Helligkeitsstufen in einem Bild. Du kannst es jedoch verwenden, um festzustellen, ob bei bestimmten Belichtungseinstellungen Details in den Lichtern oder Schatten abgeschnitten sind. Du kannst es zur Orientierung nutzen, um Detailverluste beim Fotografieren zu vermeiden. Darin liegt die Stärke des Histogramms.
Schlusswort
Einige Fotografen werfen nach jeder Aufnahme einen Blick auf das Histogramm auf dem LCD-Bildschirm ihrer Kamera. Damit überprüfen sie, ob es Detailverluste in dunklen oder hellen Bereichen hindeuten. Ich selbst nehme mir dafür nur bei Landschaftsaufnahmen vom Stativ genug Zeit.
Die Verwendung des Histogramms macht einen nicht automatisch zum Profi. Aber das Verständnis seiner Funktionsweise kann mitunter von unschätzbarem Wert sein. Ich hoffe, dieser Artikel hat dir geholfen zu verstehen, was Histogramme anzeigen und wie man sie liest.
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