Mit Landkarte deiner Fotografie – Entdecke den eigenen fotografischen Weg lädt Robert Mertens seine Leser auf eine inspirierende Reise ein. Es geht nicht um Technik oder Ausrüstung, sondern um das persönliche Erleben und die kreative Entfaltung in der Fotografie. Mertens zeigt, wie man den eigenen Stil findet, Vertrauen in den eigenen Blick gewinnt und Fotografie als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit versteht. Das Buch ist damit weit mehr als ein Ratgeber. Es ist vielmehr ein Wegweiser für alle, die ihre fotografische Sichtweise neu entdecken möchten.

Zum Buch
Das Buch hat ein für den Rheinwerk Verlag etwas ungewohntes Format, kommt es doch als großes Taschenbuch daher. Der Umschlag zeigt keine Landkarte, sondern zwei einzelne Blätter an einem herbstlichen Ast, der dadurch zunächst eher an ein Buch über Depressionen oder Sterbebegleitung erinnert.
Sehr ungewöhnlich!
Wenn man Landkarte deiner Fotografie von Robert Mertens zum ersten Mal aufschlägt, hat man sofort den Eindruck, ein liebevoll gestaltetes und durchdachtes Buch in den Händen zu halten.
Das zweckmäßige Papier, das klare Layout und die ruhige Typografie wirken beruhigend und inspirierend, aber auch etwas geheimnisvoll. Keine grellen Farben, keine Buntheit. Die Fotografien sind nicht bloß Illustrationen, sondern Teil des erzählerischen Flusses – sie öffnen den Blick und stimmen auf das Thema ein.
Später wird dann auch klar, warum sich diese wiederkehrenden Blättermotive mit den gedeckten Farben immer wieder im Buch finden. Sie sollen nicht ablenken, denn es geht nicht um die Leuchtkraft der Bildillustration. Ddie Bilder wirken für sich, nicht durch ihre Farbintensität. Somit passen die Motive sehr gut zur inneren Einkehr – dem eigentlichen Fokus dieses Buches.
Mit seiner ruhigen, zugleich motivierenden Sprache schafft es Mertens, seine Leser sofort in den kreativen Prozess hineinzuziehen. Schon nach wenigen Seiten spürt man, dass dieses Buch nicht nur zum Lesen gedacht ist. Es möchte erlebt, ausprobiert und mit der eigenen fotografischen Praxis verbunden werden.
Inhalt
- Regeln brechen: Was passiert, wenn du dich über deine eigenen fotografischen Regeln hinwegsetzt.
- Ideen finden: Wie du kreative Durststrecken überwindest oder auch mit einem Zuviel an Einfällen umgehst.
- Scheitern annehmen: Was du aus Rückschlägen lernen kannst – und wie sie deine Fotografie bereichern.
- Fokussierung: Wie du Ablenkungen erkennst und deinen Blick wieder auf das Wesentliche richtest.
- Kindliche Superkräfte wiederfinden: Warum Neugier, Staunen und Phantasie mächtige Werkzeuge sind.
- Innere Werte entdecken: Welche Überzeugungen deinen fotografischen Blick prägen.
- Kreatives Spiel zulassen: Wie spielerisches Arbeiten dir neue Ideen eröffnet.
- Verbindungen sichtbar machen: Was an Überraschendem entsteht, wenn du Dinge neu zusammensetzt.
- Ohne Limits denken: Was sich verändert, wenn du deine inneren Begrenzungen bewusst aufhebst.
- Gesehen werden: Wie andere deine Bilder wahrnehmen – und was das in dir auslöst.
- Bildkritik gezielt nutzen: Was du aus Feedback lernen kannst – und wann du es getrost ignorieren darfst.
- Die eigene Handschrift entwickeln: Was dich ausmacht – und wie du deinen persönlichen fotografischen Ausdruck findest.
Was wäre, wenn deine Fotografie eine innere Landkarte hätte?
Diese Frage kommt dem Leser gleich auf dem inneren Umschlagdeckel entgegen. Es ist aber nicht die einzige Frage, sondern es gibt im Buch insgesamt 350 Fragen. Somit unterscheidet sich das Buch grundlegend von allen anderen Werken dieses Genres, denn die Antworten soll der Leser sich selbst geben.
Statt Ausführungen zur Technik oder Screenshots zu Software stehen hier die Beweggründe fürs Fotografieren im Mittelpunkt. Und so heißt es auch gleich bei der Begrüßung durchs Lektorat “Dies ist kein Buch zum schnellen Durchblättern”.
Woran erkennst du, dass du dein eigenes Ding machst?
Der Autor gibt allerdings keine Antworten auf die Fragen, sondern gibt nur Hilfestellung und Inspiration. Dabei dominiert ein eher philosophischer Ansatz statt didaktisches Beibringen von Fototechnik. Das ist zumindest mal eine ganz neue Weise, sich mit dem Thema Fotografie auseinanderzusetzen. Es gibt hier meines Wissens nach nur ein einziges vergleichbares Werk (“Fotografie als Meditatation”), welches aber einen weniger selbstreflektierenden Ansatz hat.

Was gefällt besonders gut an “Landkarte deiner Fotografie”
- Fokus auf den Menschen, nicht die Technik
Das Buch stellt nicht Filter, Ausrüstung oder Kamerawerte in den Vordergrund, sondern dich. Deine Zweifel, deine Wahrnehmungen, deine Ideen. Technik ist da – aber eher Mittel zum Zweck. Das gibt Freiheit für kreative Entwicklung. - Viele Denkanstöße
Mehr als 350 Impulse laden dazu ein, das eigene Sehen zu hinterfragen oder neu zu schärfen. Diese Denkanstöße sind oft ganz einfach – manchmal provokativ, oft inspirierend. Sie regen an, innezuhalten, den Blick zu richten, Perspektiven zu wechseln. - Zeitlose und nachhaltige Ausrichtung
Statt Trends und Moden zu folgen, setzt Mertens auf Werte wie Neugier, Staunen und das eigene Empfinden. Das macht das Buch langlebig. Es begleitet nicht nur über kurze Phasen bei Projekten, sondern ist geeignet für eine längerfristige fotografische Entwicklung. - Flexibles Lesekonzept
Du musst nicht chronologisch lesen. Du kannst irgendwo einsteigen, dann zurückspringen oder später fortfahren. Das Buch ist so aufgebaut, dass Themen auch unabhängig voneinander wirken und inspirieren.
Der Titel “Landkarte deiner Fotografie” ist jedoch etwas irreführend. Besser wäre vielleicht “Dein fotografischer Weg”, denn bei einer Landkarte denkt man doch eher an örtliche Begebenheiten oder das Versehen von Fotos mit GPS-Koordinaten. Mertens hat dabei eher fotografisches “Neuland” im Blick. Auch ein Titel wie “350 zeitlose Denkanstöße für deine fotografische Entwicklung” würde gut passen.
Zielgruppe für das Buch und Fazit
Das Buch ist sicher kein “Fotografie für Anfänger” Buch. Für fortgeschrittene Fotografen ist es allerdings eine lohnenswerte Investition, die zur Selbstreflexion anregt.
Es ist daher für Fotografen, die über das „Wie mache ich das technisch richtig?“ hinauskommen wollen und ihr kreatives “Warum” finden möchten. Es passt auch für die Leser, die sich nicht durch Bewertungsmaßstäbe anderer einschränken lassen wollen, sondern ihre eigene Sicht entwickeln möchten. Und für jene, die bereit sind zu reflektieren, zu experimentieren und zu scheitern – um daran zu wachsen.
Fazit
Robert Mertens’ Buch Landkarte deiner Fotografie ist kein typischer Technik-Ratgeber. Es ist eher ein stiller Begleiter auf dem Weg zu deiner ganz eigenen fotografischen Handschrift. Wer mehr sein möchte als ein Nachahmer – wer seinen Blick, seine Intuition und seine Kreativität aktiv gestalten will – der findet in diesem Werk eine reiche Fundgrube an Impulsen.
- Vielfältige Denkanstöße
- Fokus auf dich als Fotograf:in, nicht auf Technik
- Niedrige Einstiegshürde / flexible Nutzung
- Ästhetisch inspirierende Bildsprache
- Titel etwas irreführend
Die Webdigital Bewertung

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Robert Mertens ist Fotograf, Fotokünstler und Kreativtrainer. Seine fotografischen Arbeiten und seine Workshops verbinden technische Reduktion mit kreativen Ideen und Kompositionen. Er hat Bücher wie Der eigene Blick oder Das andere Sehen geschrieben.
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