Weißabgleich in der Fotografie einstellen – wie und warum

0

Für unser Auge ist ein weißes Papier immer weiß, egal ob bei Kerzenlicht oder morgens bei Sonnenaufgang. Kameras dagegen brauchen aber einen Weißabgleich. Dabei geht es um die richtige Farbtemperatur in der Fotografie, egal ob Tageslicht oder Kunstlicht.

Licht und seine Farbtemperatur

Leider hat eine Kamera diese Eigenschaft der automatischen Kompensation nicht. Daher muss eine Kamera wissen, welches Umgebungslicht gerade vorherrscht. Denn tatsächlich ist ein weißes Blatt Papier im Kerzenlicht orange, auch wenn unser Auge uns etwas anderes weis machen will.

Egal, was du fotografierst, eines solltest du über das Licht wissen: Nicht alles Licht ist gleich. Ich spreche nicht von der Qualität des Lichts, sondern von der Farbe des Lichts. Was du als weißes Licht aus verschiedenen Quellen wahrnimmst, kann tatsächlich unterschiedliche Farben haben, die sogenannte Farbtemperatur.

Direktes Sonnenlicht zur Mittagszeit gilt als „normale“ Farbtemperatur, daher werden alle Lichtquellen mit dieser Farbtemperatur als Standard verglichen. Das Licht einer Glühbirne erscheint zum Beispiel oranger als das Sonnenlicht. Auf der anderen Seite des Spektrums erscheinen schattige Bereiche bläulicher als das Sonnenlicht. In der Fotografie bezeichnen wir diese Unterschiede als „wärmer“ (oder oranger) und „kühler“ (oder blauer) als unser neutraler Sonnenlichtbezugspunkt.

Weißabgleich
Falscher Weißabgleich: Schnee ist blau statt weiß.

Was bedeutet das nun für die Fotografie? Hast du schon einmal ein Foto gemacht, das zu orange oder blau war? Als du die Szene mit deinen Augen betrachtet hast, sah sie wahrscheinlich weder orange noch blau aus. Es sah normal aus. Das liegt daran, dass unser Gehirn die unterschiedlichen Farbtemperaturen ausgleicht, so dass wir nur normale Farben sehen.

Unsere Kameras hingegen gleichen die unterschiedlichen Farbtemperaturen nicht immer automatisch aus. Wenn du nicht eine Einstellung verwendest, die unterschiedliche Farbtemperaturen ausgleicht (auf die wir gleich noch eingehen werden), nehmen Kameras das Licht und die Farbtemperaturen auf, die tatsächlich in einer Szene vorhanden sind, und nicht das, was deine Augen sehen.

Wenn der Weißabgleich in einer Kamera falsch eingestellt ist, werden die Bilder unnatürlich, mit schlechten Hauttönen und Farbverschiebungen.

Weißabgleich und Farben
Der Weißabgleich ist wichtig für „richtige Farben“ im Foto. Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen

Die Farbtemperatur wird in der Einheit Kelvin (K) gemessen und ist eine physikalische Eigenschaft des Lichts. Es gibt einen großen Spielraum für Abweichungen zwischen verschiedenen Lichtquellen, auch wenn sie scheinbar genau gleich sind. Vielleicht warst du schon einmal in einem Raum mit einer Reihe von Leuchtstoffröhren und hast bemerkt, dass einige Lampen eine etwas andere Farbe hatten als die anderen. Vielleicht waren sie älter oder von einer anderen Marke, aber egal warum, sie hatten eine andere Farbtemperatur als der Rest. Genauso kann das Sonnenlicht zur Mittagszeit eine andere Farbtemperatur haben als bei Sonnenuntergang.

Eine neutrale Farbtemperatur (Sonnenlicht zur Mittagszeit) liegt zwischen 5200-6000 K. Die meisten externen Blitzgeräte werden ab Werk in diesem Bereich eingestellt, d.h. sie versuchen, das Sonnenlicht zu imitieren. Eine Glühbirne (warm/orange) hat eine Farbtemperatur von etwa 3000 K, während Schatten (kühl/blau) eine Farbtemperatur von etwa 8000 K hat.

Wozu ein Weißabgleich ?

Da du nun weißt, was die Farbtemperatur ist, sollte der Weißabgleich ziemlich einfach zu verstehen sein.

Wie der Name schon sagt, gleicht der Weißabgleich die Farbtemperatur in deinem Bild aus.
Dieser kann in der Kamera oder in der Nachbearbeitung korrigiert werden.

Wie macht er das? Er fügt dem Bild die entgegengesetzte Farbe hinzu und versucht so, die Farbtemperatur wieder in den neutralen Bereich zu bringen. Nach einem korrekten Weißabgleich sollte das Weiß eines Bildes nicht mehr blau oder orange erscheinen, sondern weiß.

Einfacher ausgedrückt bedeutet der Weißabgleich in der Digitalfotografie, dass die Farben so angepasst werden, dass das Bild natürlicher aussieht. Wir passen die Farben vor allem an, um Farbstich zu beseitigen und zu versuchen, die Farben in unseren Bildern der Realität anzugleichen. Die gute Nachricht ist, dass die Anpassung des Weißabgleichs sehr einfach ist. Du kannst das sowohl in deiner Kamera als auch in der Bildbearbeitungssoftware tun.

Licht ist also nicht gleich Licht und einige Lichter haben eine andere Farbtemperatur als andere. Ein bläuliches Neonlicht unterscheidet sich also stark von einem warmen Goldton eines Sonnenuntergangs.
Moderne Kameras versuchen, die Farbtemperatur des Lichts automatisch zu bestimmen, um später weiß als weiß abzubilden.

Obwohl es Automatiken gibt, die meist gut funktionieren, ist das Ergebnis nicht immer perfekt und die Farben wirken dadurch manchmal unausgeglichen. Tageslicht und Kunstlicht haben eine ganz unterschiedliche Farbtemperatur.

Exkurs: Farbtemperatur

Exkurs Farbtemperatur
In der Fotografie ist die Berücksichtigung der Farbtemperatur wichtig, damit ein Motiv in den Farben aufgenommen werden kann, die dem natürlichen Seheindruck entsprechen (sollten).
Um beispielsweise den gelblichen Farbton einer Halogenlampe (2800 Kelvin) auszugleichen, mithin die Farben dem natürlichen Seheindruck des Menschen anzupassen, erhält das Foto einen Blaustich, der die unterrepräsentierten Blauanteile verstärkt. Umgekehrt werden bei der 10.000-K-Einstellung gelb-orange Farbtöne verstärkt, um ein durch blaustichiges Licht angestrahltes Motiv möglichst farbneutral darzustellen. Wird der automatische Weißabgleich von digitalen Foto- und Videokameras genutzt, so versucht die Schaltung eigenständig jene Einstellung – bezogen auf die „weißeste“ Bildfläche – passend zu ermitteln.

Farbtemperatur Weißabgleich
Farbtemperatur (in Kelvin)

Die internationale Norm für mittleres Sonnenlicht beträgt 5500 Kelvin. Es ist der Ton eines Sonnentages bei klarem Himmel am Vor- oder Nachmittag. 

Automatischer und manueller Weißabgleich

WB Taste
Mit der WB Taste (white balance) lässt sich bei Nikon Kameras der Weißabgleich einstellen.

Die Kamera versucht also, unter Berücksichtung der Lichtquelle einen neutralen Punkt in der Aufnahme zu finden. Und richtet dann alle Farben um diesen Punkt herum aus. Wenn das funktioniert, sehen alle Farben auf dem Foto natürlich aus. Weiß wird also als weiß wiedergegeben, und zwar unnabhängig vom Umgebungslicht.

Wenn es jedoch nicht funktioniert, kann das Foto schon mal einen Gelb- oder Blaustich haben. Die Einstellung „Weißabgleich“ kann in diesem Fall hilfreich sein. Wenn der Weißabgleich korrigiert wird, bedeutet das, dass alle Farbtöne in deinem Foto korrekt abgeglichen werden.

Die Korrektur von Weißabgleich kann man entweder sofort in der Kamera einstellen oder später in der Bildbearbeitung am Computer.

Wenn die Kamera beim Einstellen überfordert ist, kann man auch einen manuellen Weißabgleich einstellen. Beispielsweise 6000 Kelvin für Tageslicht, abhängig von der Lichtquelle. Dazu später. Für perfekte Ergebnisse sollte man immer die Einstellung für den Weißabgleich vor dem Fotografieren kontrollieren.

Weißabgleich in der Kamera oder in der Nachbearbeitung?

Wenn du im RAW Format fotografierst, kannst du den Weißabgleich später ganz einfach in der Nachbearbeitungssoftware anpassen. Das Originalbild bleibt von der Kamera unberührt und unbearbeitet. Das bedeutet, dass du die Einstellung für den Weißabgleich einfach ignorieren kannst, solange du in RAW fotografierst.

Aber was ist, wenn du kein RAW verwendest und stattdessen JPEG aufnimmst? Dann musst du lernen, wie du den Weißabgleich an deiner Kamera einstellst, denn eine nachträgliche Anpassung des Weißabgleichs kann dem Bild schaden. Und du wirst die Farben vielleicht nie richtig hinbekommen. Auch hier gilt: In den meisten Fällen kann deine Kamera die richtige Farbtemperatur gut einschätzen. Aber es gibt Fälle, in denen sie sich von den Lichtverhältnissen täuschen lässt und dir schlechte Farben liefert. In diesem Fall musst du sie manuell an deiner Kamera ändern.

Da ich grundsätzlich in RAW fotografiere, stelle ich meine Kamera meistens auf „Automatischer Weißabgleich“ ein. Ich lasse die Kamera raten, was der richtige Weißabgleich sein sollte. Wenn meine Kamera nicht in der Lage ist, den richtigen Weißabgleich zu erraten, ändere ich ihn später einfach in Lightroom. Wenn du also deine Kamera auf RAW-Aufnahmen eingestellt hast, stellst du einfach den automatischen Weißabgleich ein und schon kann es losgehen! Und das ist nur einer der Vorteile von RAW-Aufnahmen. Die anderen kannst du in meinem Artikel RAW vs. JPEG nachlesen.

Mögliche Kamera-Einstellungen für den Weißabgleich

Eigentlich ist das Einstellen des Weißabgleichs Ihrer Kamera der einfache Teil. Etwas schwieriger ist es zu verstehen, warum Sie eine bestimmte Einstellung vornehmen sollten.

Die Farbe eines Objekts wird durch das Licht der Umgebung beeinflusst, unter denen es betrachtet wird. Das menschliche Auge und unser Gehirn kompensieren verschiedene Arten von Licht. Denn Licht kann verschiedene Farben haben. Das ist vielen gar nicht bewusst. Deshalb erscheint uns ein weißes Objekt immer weiß. Egal ob es im Sonnenlicht, bei bedecktem Himmel oder in Innenräumen unter Glühbirnen- oder Leuchtstoff- Röhrenlicht betrachtet wird. Aber Digitalkameras brauchen Hilfe, um diesen Prozess zu emulieren, um verschiedene Lichtarten zu kompensieren und ein weißes Objekt weiß zu machen.

In den meisten Fällen ist jedoch für eine akkurate Farbwiedergabe sinnvoll, einne manuellen Weißabgleich vorzunehmen. Zur Auswahl für einen manuellen Weißabgleich stehen meist die folgenden Einstellungen zur Verfügung:

  • Glühlampe
    Die Einstellung „Glühlampe“ eignet sich am besten für herkömmliche Haushaltslampen.
  • Leuchtstoffröhre/lampe
    „Leuchtstofflampe“ dagegen verhindert den Grünstich, der bei Fotos aus Neonröhren häufig auftritt.
  • Blitz
    „Blitz“ fügt einen aggressiveren Hauch von Wärme hinzu, um das helle Licht eines Blitzes abzuschwächen
  • Bewölkt
    fügt dem Licht etwas Wärme hinzu
  • Offener Schatten
    fügt einen leichten Rosaton hinzu, um den Blaustich zu eliminieren, den Schatten in offenem Schatten annehmen
  • Sonnig
    setzt die Farbtemperatur auf 5000 Grad Kelvin, was typisch für die Mittagssonne ist.
  • Kelvin-Farbtemperatur
    Bei dieser Einstellung stellen Sie die Kelvin-Grade ein, um zu beeinflussen, wie die Kamera den Farbton und die Intensität der Farben in der Szene sieht und wiedergibt. Mit der Kelvin Einstellung können Sie diese Farben auf Ihre Definition von „akkurat“ abstimmen oder die Farben so verzerren, dass sie die Stimmung und das Gefühl der Szene wiedergeben, das Sie wünschen. Und wenn Sie die Live-Ansicht Ihrer Nikon-Kamera einschalten, sehen Sie in Echtzeit das Ergebnis Ihrer spezifischen Wahl der Kelvin-Farbtemperatur.
  • PRE
    Schließlich können Sie PRE wählen, die so genannte „White Card“-Einstellung. Hiermit wird eine neutrale Referenz vorgegeben.
    Wenn Sie diese Option gewählt haben, halten Sie eine weiße Karte oder Papier vor das Objektiv und drücken den Auslöser. Die Kamera liest und speichert die Farbtemperatur des von der Karte reflektierten Lichts. Und dieser gespeicherte Wert wird nun zum Standard für die Weißabgleichseinstellung der Kamera. PRE ist ein idealer Weg, um eine Szene mit gemischter Beleuchtung zu handhaben – z. B. Leuchtstoffröhren an der Decke und Tageslicht, das durch ein Fenster einfällt -, da es die gesamte Beleuchtung in der Szene berücksichtigt. Die gespeicherte Einstellung wird in PRE beibehalten, bis Sie eine weitere Messung auf der Weißkarte vornehmen.

Unabhängig davon, wie Sie den Weißabgleich einstellen, sollten Sie die Ergebnisse Ihrer Auswahl auf dem LCD Display der Kamera überprüfen. Und entsprechend Ihren Vorlieben anpassen. Oft hängt Ihre Wahl davon ab, wie Ihr Bild aussehen soll und welche Stimmung es haben soll. Und denken Sie daran: Die Live-Ansicht zeigt Ihnen den Effekt Ihrer Wahl, bevor Sie das Foto machen.

Weißabgleich Neonlicht
Verschiedene Lichtquellen erzeugen einen Farbstich. Der Weißabgleich hilft hier.

Automatischer Weißabgleich (AWB)

Wenn du lieber JPEG-Dateien aufnimmst oder dich einfach nicht um die Farbkorrektur nach der Aufnahme kümmern möchtest, bieten die meisten Kameras die Option des automatischen Weißabgleichs (AWB).

Beim automatischen Weißabgleich bewertet deine Kamera die Szene, die du fotografierst, und entscheidet, welcher Weißabgleich am besten geeignet ist. Normalerweise bezieht sie sich dabei auf eine neutrale Farbe wie Weiß oder Grau, um den richtigen Weißabgleich zu bestimmen. Abhängig von deiner Kamera und dem Motiv, das du fotografierst, reichen die Ergebnisse von schlecht bis perfekt.

Einstellungen in der Bildbearbeitung

Wenn du dich nicht darum kümmern willst, den Weißabgleich in deiner Kamera für verschiedene Situationen zu ändern, kannst du wie gesagt den Weißabgleich deiner Bilder jederzeit mit einer Nachbearbeitungssoftware wie Adobe Photoshop oder Lightroom anpassen. Dies wird manchmal auch als „Farbkorrektur“ bezeichnet. In deiner Software siehst du wahrscheinlich ein Bedienfeld, das ungefähr so aussieht, hier am Beispiel von Lightroom:

Weißabgleich Lightroom
Weißabgleich in Lightroom

Einfache Abhilfe: Die Graukarte

Eine Graukarte dient zur Kalibrierung der Belichtung in der Fotografie. Sie hilft so beim Weißabgleich. Es ist meist ein kräftiger Karton oder ein Schild aus Kunststoff, der auf der einen Seite neutral grau und auf der anderen weiß eingefärbt ist.

Die graue Seite reflektiert etwa 18 Prozent und die weiße etwa 90 Prozent des darauf fallenden Lichts.

Die beiden Seiten sind speziell beschichtet, damit man auch bei Beleuchtungsquellen mit unterschiedlicher Farbtemperatur (Tageslicht, Leuchtstofflampen, Glühlampen) denselben Reflexionsgrad erhält. Perfekt für die PRE Einstellung!

Nebenstehend kannst Du eine Graukarte bei Amazon bestellen. So kannst Du den Umgang mit verschiedenen Farbtemperaturen schnell lernen und experimentieren. Außerdem erhältst Du immer perfekte Bilder mit den „richtigen Farben“.

Fazit

Solange du in RAW fotografierst, ist es nicht so wichtig, die Farbtemperatur der verschiedenen Lichtquellen zu kennen.

Das Grundkonzept der Farbtemperatur zu verstehen, sollte für die meisten Fotografen ausreichen. Wichtig ist, dass du weißt, wie und wann du den Weißabgleich anpasst: Entweder in der Kamera, bevor du das Bild aufnimmst, oder in der Nachbearbeitungssoftware, nachdem du es bearbeitet hast.

Wenn du den Weißabgleich deiner Bilder gut beherrschst, kannst du ihn kreativ einsetzen.


Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein