Lies hier, wie du stürzende Linien, schiefen Horizont und die Perspektive einfach in Lightroom korrigieren kannst. Die Perspektive ist ein selten verstandenes Phänomen, das in unserem täglichen Leben auftritt. Sie hat auch einen großen Einfluss auf unsere Fotos.
Beginnen wir mit einer Zusammenfassung der Perspektive und schauen wir uns an, was sie für uns Fotografen bedeutet.
Einfach ausgedrückt: Objekte, die sich näher an der Kamera befinden, erscheinen aufgrund der Perspektive größer als solche, die weiter entfernt sind.
Diese Eigenschaft kann genutzt werden, um die Illusion der Tiefe in einem flachen, zweidimensionalen Foto zu erzeugen.
Am besten lässt sich das anhand eines Beispiels verstehen.
Dieser Effekt wird umso deutlicher, je näher die Vordergrundelemente an die Kamera heranrücken und je größer der Abstand zwischen Vorder- und Hintergrund ist.
In diesem Bild wurde die Kamera nahe an das Vordergrundelement, einen Stein, gehalten. Er ist groß im Vergleich zu den Elementen im Hintergrund und vermittelt den Eindruck von Tiefe – als wäre das Ufer des Sees sehr weit entfernt. Dies ist ein klassisches Beispiel für die Verwendung der Perspektive als Tiefenwirkung.
Inhaltsverzeichnis
Stürzende Linien durch steile Perspektive
Die Erzeugung von Tiefe ist zwar eine positive Eigenschaft der Perspektive, aber sie hat auch einige negative Nebenwirkungen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du schon einmal ein hohes Gebäude aus der Nähe fotografiert hast. Und zwar, indem du dich in die Nähe des Gebäudes gestellt und die Kamera nach oben geneigt hast. Wenn du dir ein solches Foto ansiehst, wird dir aufgefallen sein, dass sich das Gebäude nach hinten zu neigen scheint, als würde es fallen!
Das heißt, die senkrechten Seiten des Gebäudes sind nicht mehr senkrecht. Die parallelen Seiten des Gebäudes scheinen oben zusammenzulaufen. Das liegt wieder einmal an der Perspektive.
Es liegt daran, dass du sehr nah an der Basis des Gebäudes (im Vordergrund) bist, wodurch es groß aussieht. Außerdem bist du weit von der Spitze des Gebäudes (Hintergrund) entfernt, wodurch es klein wirkt. Dadurch sehen die Seiten des Gebäudes so aus, als würden sie oben zusammenlaufen, und es entsteht der Eindruck, als stünde das Gebäude schief. Wir haben die stürzenden Linien an anderer Stelle detailliert beschrieben.
Bevor wir uns mit der Korrektur dieses Problems befassen, solltest du dir zwei wichtige Fakten merken.
Erstens tritt dieser Effekt nur aufgrund des relativen Abstands zwischen Vorder- und Hintergrundelementen auf. Er ist völlig unabhängig von der Brennweite!
Zweitens wird dieser „Neigungseffekt“ oft fälschlicherweise als „Verzerrung“ bezeichnet. Das ist einfach nicht richtig. Perspektive ist keine Verzerrung! Verzerrung ist die Unfähigkeit des Objektivs, gerade Linien gerade abzubilden.
Schiefer Horizont
Bevor wir mit dem Verfahren zum Korrigieren der Perspektive fortfahren, lass mich auch auf einen Fehler hinweisen, den fast jeder begeht. Das ist die falsche Ausrichtung des Horizonts. Auch „schiefer“ oder „verstellter“ Horizont genannt, bedeutet dies einfach, dass der Horizont nicht waagerecht ist. Also nicht perfekt horizontal.
Das passiert, wenn du die Kamera nicht waagerecht hältst, d.h. die Basis nicht parallel zum Boden ist (Abbildung 4). Der Effekt ist selbst dann offensichtlich, wenn der Horizont um weniger als ein Grad geneigt ist. Ein geneigter Horizont sieht noch schlimmer aus, wenn es ein Gewässer gibt, da Wasser seine eigene Höhe beibehält.
Optische Möglichkeiten der Perspektive-Korrektur
Wie kann man also eine solche Situation korrigieren? Eine Lösung ist, sich von dem Gebäude weg zu bewegen. Du hast also mehr Abstand zum Motiv. Dadurch wird der Größenunterschied auf dem Foto zwischen der Spitze und dem Sockel des Gebäudes verringert und die „Schieflage“ korrigiert.
Eine andere Möglichkeit ist, das Gebäude von einem Haus gegenüber aus zu fotografieren, wenn es eines gibt. Am besten befindest du dich etwa auf halber Höhe zu dem zu fotografierenden Gebäude. Auf diese Weise ist dein Bildsensor parallel zum anderen Gebäude und es gibt keine Probleme mit der Perspektive.
Eine andere Lösung sind sogenannte Tilt- und Shift-Objektive. Diese lassen schon im Zeitpunkt der Aufnahme stürzende Linien verschwinden und bilden alle Linien auch parallel ab. Diese Objektive sind allerdings sehr teuer. Daher solltest du dir nur eines zulegen, wenn du häufiger Architekturfotos machst.
Korrektur der Perspektive in Lightroom
Fehler werden mit dem Transformieren-Werkzeug (siehe Bild) auf der rechten Seite des Entwicklungsmoduls von Lightroom korrigiert.
Suche das Transformieren-Werkzeug im rechten Fenster und klicke auf das kleine Dreieck rechts, um das Werkzeug zu erweitern. Du siehst nun den Befehl Aufrichten mit Optionen.
Auto korrigiert automatisch Ausrichtung, Horizont und ggf. stürzende Linien.
Darunter gibt es noch manuelle Schieber, um Korrekturen der Perspektive oder der Ausrichtung vorzunehmen. Hier lässt sich auch per Hand (siehe Bild) de Horizont begradigen. Im Beispiel eine Linksdrehung um 1,6°.
Und es gibt hier hier eine Option, die tatsächlich die mächtigste ist! Und das ist die Hilfslinien-Option. Du fragst dich vielleicht, was es damit auf sich hat? Mit der Option „mit Hilfslinien“ kannst du die Korrekturen anpassen, indem du „Hilfslinien“ einzeichnest.
Bisher waren nur symmetrische Neigungen möglich, d.h. beide Seiten eines Gebäudes waren um den gleichen Betrag zueinander geneigt. Mit dieser Funktion kannst du nun aber auch asymmetrische Neigungen korrigieren. Außerdem kannst du viel präziser sein.
Tipp: Die besten Ergebnisse erzielst du, wenn du diese Korrekturen nach der Behebung der Objektivfehler anwendest.
Keine Sorge, wenn das verwirrend klingt! Klicke einfach nacheinander auf diese Optionen und schaue, welche das Bild am besten korrigiert und wähle sie aus. Normalerweise ist Auto gut genug, um den verschobenen Horizont zu korrigieren.
Software zur Korrektur
Noch ein Wort der Vorsicht. Denke daran, dass die Software zwar eine vernünftige Arbeit leistet, aber erwarte nicht, dass sie Wunder vollbringt. Mit anderen Worten: Stell dich nicht an den Fuß eines Gebäudes mit 100 Stockwerken, mach ein Foto und erwarte, dass eine Korrektur möglich ist. Das ist nicht möglich, auch nicht mit einem Shift-Objektiv.
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Die Korrekturfunktionen, über die du gelesen hast, sind wirklich magisch. Aber bitte verwende sie nicht, um schlampige Techniken zu kompensieren. Es ist immer am besten, wenn du alle Aspekte (oder zumindest so viele wie möglich) beim Fotografieren selbst richtig machst. Aber wir leben in einer Welt mit Einschränkungen. Manchmal kann es sein, dass du nicht nicht in der Lage, die richtige Position zu erreichen, oder du hast nicht das richtige Objektiv zur Hand, um ein gutes Foto zu machen. Bitte wende diese Techniken an, wenn du in solche Situationen gerätst.
Bücher zum Thema
Ich empfehle die folgenden Bücher, um die Korrektur der Perspektive besser zu verstehen. Natürlich enthalten die Bücher nicht nur Korrekturen dieser Art, sondern behandeln alle Aufgaben der Fotografie, von Katalogisierung bis zur Nachbearbeitung ist alles dabei.
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