Urbane Fotografie in der Stadt: Motive, Ausrüstung, Tipps

Eine Landschaft muss nicht in der Natur sein. Hier geht es um städtische Landschaften. Die urbane Fotografie zeigt den Lebensraum des modernen Menschen.

Urbane Fotografie Stadt
Urbane Fotografie: Skyline von New York, mit ND Filter für lange Belichtungszeit aufgenommen

Urbane Landschaften

Wenn Sie das Wort „Landschaft“ hören, denken Sie wahrscheinlich an eine riesige und weitläufige natürliche Fläche. Vielleicht mit Bäumen und sanften Hügeln. Das ist in Ordnung, mir geht es genauso, wenn ich an dieses Wort denke. Ich glaube, dass Fotografen instinktiv Landschaften mit der Natur assoziieren. Wenn Sie m Web danach suchen, werden Sie daher wahrscheinlich eine Fülle schöner natürlicher Orte vorfinden. Jedoch ist dieses Genre sehr breit gefächert. Es umfasst auch die urbane Fotografie, also „Stadtlandschaften“

Statt riesiger Bäume sieht man riesige Gebäude, die den Himmel ankratzen. Und statt Waldwegen, die es zu erkunden gilt, gibt es ein Netz aus gepflasterten Straßen, Alleen und Gassen.

Sobald Sie Ihr „Standardfoto“ geschossen haben, sollten Sie sofort nach anderen Möglichkeiten suchen, ein Motiv zu suchen. Das kann bedeuten, dass Sie viel näher herangehen oder ein ganz anderes Objektiv verwenden. Vielleicht können Sie sich auch auf den Rücken legen und direkt nach oben fotografieren.

Den Rhythmus der Stadt finden

Jede Stadt hat einen Rhythmus. Das gilt besonders für große Städte. Manchmal wird er als „Hektik“ bezeichnet. Für mich definiert er den Herzschlag einer Stadt und ihrer Bewohner. Fotografisch gesehen muss man die Art und Weise, wie eine Stadt atmet, vermitteln. Dazu gehören Bewegung und ein „Puls“. Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Möglichkeiten, die Bewegung einer Stadt in der urbanen Fotografie im Foto zu zeigen:

  • indem man sich auf das Motiv konzentriert, das sich durch die Szene bewegt, oder
  • indem man sich auf die Szene konzentriert, während sich etwas oder jemand durch sie bewegt.

Mitziehen

Wenn ich ich ein Foto in der Stadt mache, während sich etwas durch eine Szene bewegt, dann schwenke ich die Kamera. Ich drehe oder wende meinen Körper folglich so, dass sich meine Kamera im gleichen Tempo und in der gleichen Richtung wie mein Motiv durch das Bild bewegt. Das ist der klassische Mitzieher.

Taxi Mitzieher
Die urbane Fotografie bietet auch Gelegenheit für Schnappschüsse:
Taxi Mitzieher, Canon EOS 700D, 41.0mm ƒ/7.1 ISO 100

Normalerweise strebe ich eine Belichtungszeit zwischen 1/15 und 1/30 Sekunde an. Und wenn es besonders sonnig ist, muss ich einen ND Filter verwenden. Außerdem ist es hilfreich, die Kamera auf manuellen Fokus und manuelle Belichtung sowie auf Serienbild einzustellen.

Das Wichtigste beim Mitziehen von Fotos ist, dass es eine Menge Geduld, Disziplin und Übung erfordert. Sie würden sich wundern, wenn Sie die Anzahl meiner misslungenen Mitzieher sähen. Alles nur, um das perfekte Foto zu bekommen. Wichtig ist, dass man ein interessantes Motiv findet. Wenn ich Schwenks mache, suche ich mir meist Menschen, die sich schnell auf einem Fahrrad oder in einem Auto bewegen. Wenn man es richtig macht, können solche Fotos in städtischen Umgebungen ein sofortiges, beeindruckendes und dynamisches Ergebnis liefern.

Stationäre Fotos mit Bewegung

Den Rhythmus einer Stadt fängt man in der urbanen Fotografie am besten mit der Darstellung von Bewegung ein. Denn damit rechnet das Auge im Grunde nicht in einer statischen Szene. Dies ist besonders einfach, wenn Sie sich an einem belebten Ort befinden. Oder an einem Ort mit sich schnell bewegenden Motiven, wie einem U-Bahn Wagen. Ähnlich wie beim Mitziehen neige ich dazu, Verschlusszeiten zwischen 1/10 Sekunde und 1/50 Sekunde zu verwenden. In diesen Situationen verlasse ich mich auch stark auf die Bildstabilisierung – sei es mit meinem Objektiv oder meiner Kamera. Das beseitigt Verwacklungen oder Vibrationen.

Subway urbane Fotografie
Urbane Fotografie: Bewegende Bahn inmitten statischer Umgebung

Der Schlüssel zu dieser Art von Fotos liegt darin, einzigartige Möglichkeiten zu finden, um bewegte und unbewegte Motive einander gegenüber zu stellen. Vielleicht können Sie einen fahrenden Radfahrer gegen einen sitzenden Fußgänger stellen. Oder Sie können eine Gruppe von Autos in eine Richtung fahren lassen, während andere an einer roten Ampel stehen. Bewegung ist ein natürliches Phänomen in jeder urbanen Umgebung. Es kann daher schwierig sein, all die verschiedenen Möglichkeiten zu finden, sie zu fotografieren.

Die Nacht ist die richtige Zeit für urbane Fotografie

London Nachtaufnahme
Langzeitbelcihtung mit ND Filter: Laufende Menschen werden fast unsichtbar (rechts im Bild sind noch schemenhaft welche)

Eine meiner Lieblingszeiten, um eine Stadt zu erkunden, ist die Dämmerung bis zur Nacht. Sobald die Sonne untergegangen ist, haben die meisten Städte ein völlig anderes Gesicht. Statt mit Sonnenlicht und Schatten zu kämpfen, sind alle Straßen und Gassen mit unzähligen künstlichen Lichtern beleuchtet. Neon, Glühbirne, Halogen. Weiß, blau, gelb. Diese Lichter bieten unzählige kreative Möglichkeiten für urbane Fotografie und top Fotos von Stadtlandschaften.

Eine Ausrüstung, die Sie für die urbane Fotografie auf jeden Fall dabei haben sollten: ein Stativ. Aufgrund der begrenzten Lichtmenge kann es selbst in hell erleuchteten Bereichen einer Stadt schwierig sein, ein scharfes Foto zu machen. Ein stabiles Stativ kann diese Probleme beseitigen und eröffnet viele kreative Möglichkeiten, z. B. für die Aufnahme von Lichtspuren.

Die Stadt zufuß erkunden

Eines weiß ich aber ganz bestimmt. Wenn ein bestimmtes Viertel einer Stadt kennen lernen will, muss man erst mal die Füße in die Hand nehmen. Die Motive kommen meist nicht zum Fotografen, sondern umgekehrt. Später suchen Sie sich eine Ecke, eine Biegung oder eine Mauer – und warten Sie. Denn urbane Fotografie bedeutet keinen Dauerlauf durch die Stadt, um ein paar passable Fotos zu machen.

Rolltreppe
Rolltreppe

Aber warten Sie nicht nur. Beobachten Sie das Leben, das um Sie herum passiert. Achten Sie auf all die kleinen Momente. Trainieren Sie, sich auf ein Ereignis vorab einzustellen und Ihre Kamera bereitzuhalten, um es einzufangen. Je mehr Zeit Sie sich an einem Ort aufhalten, desto leichter werden Sie von anderen Fußgängern übersehen.

Ich sehe zu, dass ich etwa 90 Minuten vor Einbruch der Dunkelheit an dem Ort bin. So kann ich in aller Ruhe die Gegend erkunden. Ich mache mir sodann Notizen zu bestimmten Orten, zu denen ich zurückkehren will. Diese Zeit nach Sonnenuntergang nennt man übrigens blaue Stunde. Nicht nur die urbane Fotografie ist dann besonders reizvoll.

Ich führte auch eine Liste mit Ideen zur Bildgestaltung mit, die ich während der Erkundung ausprobierte.

Nach einer Weile stellte ich fest, dass es zwei Hauptkompositionen gab, zu denen ich tendierte.

Die erste bestand darin, frontal zu fotografieren, während ich auf der anderen Straßenseite vor einem Schaufenster stand.

Die zweite war das Fotografieren in einem Winkel, während ich in eine Tür oder ein Fenster schaute. Da ich mir das im Voraus überlegt hatte, konnte ich weniger Zeit mit der Suche nach geeigneten Stellen verbringen und mehr Zeit damit, auf die richtige Gelegenheit zu warten, um zu fotografieren.

Zeit nehmen für die urbane Fotografie

Zeit in eine bestimmte Szene zu investieren, ist auch ein wichtiger Bestandteil der urbanen Straßenfotografie, der sich oft auszahlt. Je mehr Zeit ich an einem Ort verbrachte, desto mehr bemerkte ich Nuancen. Etwa die Art und Weise, wie ein Friseur seinem Kunden die Haare rasierte.

Ich gab mir die Zeit, einfach ein Beobachter zu sein. So konnte ich die richtigen Momente fotografieren, wenn sie sich ereigneten, anstatt wahllos eine Reihe von Fotos zu machen. Und dann zu hoffen, dass eins von ihnen gut wird.

Was die Vorteile des Stehenbleibens angeht, so ist wichtig, dass man sich so der Umgebung anpassen kann. Also nicht hektisch laufen, dann anhalten, um zu fotografieren, und dann wieder laufen! Stattdessen lehnte ich mich einfach an einen Laternenpfahl oder eine Gebäudefassade und verschwand in meiner Umgebung. Die Leute, die mich anfangs vielleicht bemerkt hatten, vergaßen schließlich, dass ich da war. Ich war einfach nur ein weiterer Mann. Das reichte aus, damit sie sich wieder dem widmen konnten, was sie gerade taten. Je weniger Aufmerksamkeit sie mir schenkten, desto mehr konnte ich natürliche Fotos von ihnen machen. Man muss kein Steve McCurry sein.

Urbane Fotografie ist also nicht sonderlich schwer, wenn man die Augen aufhält.

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