Wer die Schärfentiefe in der Landschaftsfotografie maximieren will, kommt um die Hyperfokaldistanz nicht vorbei. Was sich kompliziert anhört, ist am Ende gar nicht so schwer. In diesem Artikel geht es um die Distanz für die maximale Bildschärfe, worauf du fokussieren musst und welchen Einfluss die Brennweite hat.
Hinweis Dies ist ein Beitrag für Fortgeschrittene. Obwohl die vorgestellten Methoden gut zu verstehen sind, kann die Hyperfokaldistanz selbst ein komplexes Thema sein. Anfänger solllten daher erst etwas über Blende und Schärfentiefe lesen, bevor sie sich mit diesem Artikel beschäftigen.
Es geht um maximale Schärfentiefe
Wenn du versuchst, ein gutes Landschaftsbild zu machen, ist es normalerweise schwierig, sowohl den Vordergrund als auch den Hintergrund scharf zu bekommen. Selbst Abblenden auf f/22 hilft nicht immer. In diesem Fall ist es wichtig, die hyperfokale Entfernung zu kennen.
Die grundlegende Definition besagt, dass du die Schärfentfernung so einstellst, dass du die beste Schärfentiefe erhältst.
Mit anderen Worten: Wenn du alles scharf haben willst, musst du lernen, auf einen Punkt zu fokussieren, der zwischen Vorder- und Hintergrund liegt. Und das ist die Hyperfokaldistanz! In diesem Artikel erfährst du:
- Wie du die Schärfentiefe mit der Hyperfokaldistanz maximierst
- Wann du die Hyperfokaldistanz verwenden solltest
- Die 4 besten Möglichkeiten, die Hyperfokaldistanz zu nutzen
Wo liegt die hyperfokale Distanz?
Wenn du dich mit Schärfentiefe auskennst, weißt du wahrscheinlich, dass jedes Foto einen Bereich hat, in dem Objekte scharf erscheinen – und nicht nur einen bestimmten Punkt. Alles, was außerhalb der Schärfeebene liegt, wird nicht im Fokus sein.
Ausschlaggebend dabei ist die verwendete Blende. Wenn du mit Blende 1,8 fotografierst, hast du nur ein paar Millimeter vor und nach dem Brennpunkt, die noch scharf erscheinen. Bei Blende 11 hast du dagegen ganze Meter vor und nach dem eigentlichen Fokuspunkt.
Mit Hilfe der Blende kannst du also ein Foto machen, auf dem mehrere Objekte in unterschiedlichen Entfernungen noch scharf erscheinen. In diesem Sinne des Wortes bedeutet hyperfokal, dass du die maximal mögliche Schärfe zu deinem Vorteil nutzt.
Die hyperfokale Entfernung ist demnach eine beliebte Technik, um eine maximale Ausdehnung der Schärfentiefe zu erhalten.
Um den gesamten Bereich auszunutzen, musst du sowohl die Entfernung vor dem Fokuspunkt als auch die Entfernung nach dem Fokuspunkt ausnutzen. Angenommen, du machst ein Gruppenfoto mit drei Reihen von Personen. Im Idealfall solltest du den Fokuspunkt auf eine Person in der mittleren Reihe setzen. Wenn du dich stattdessen auf die erste Reihe konzentrierst, verschwendest du die Hälfte der Fläche auf den leeren Raum vor der Gruppe. Wenn du dich jedoch auf die Mitte konzentrierst, wird der nächste Teil des Bereichs auf die erste Reihe fallen. Der am weitesten entfernte Teil des Feldes deckt die hintere Reihe ab, so dass die Gesichter von drei Reihen noch scharf abgebildet werden.
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Alles im Fokus von vorne bis hinten – geht das?
Die Hyperfokaldistanz folgt einem ähnlichen Konzept, nur dass hier nicht einfach auf ein mittleres Objekt fokussiert wird. Stattdessen wird die Schärfe so eingestellt, dass das weiteste Ende dieses Bereichs unendlich ist. Denke daran, dass die Scharfeinstellung auf Unendlich den Hintergrund scharf abbildet. Wenn du also das äußerste Ende des Schärfebereichs auf Unendlich stellst, bekommst du einen scharfen Hintergrund, kannst aber den Rest des Bereichs nutzen, um andere Details scharf zu stellen.
Da die Hyperfokaldistanz die maximale Schärfentiefe der Kamera ausnutzt, ist sie eine beliebte Technik bei Landschaftsaufnahmen. Sie lässt sich daher für jedes Bild verwenden, bei dem sowohl der Hintergrund als auch die anderen Objekte auf dem Foto scharf sein sollen. Das bedeutet, dass du bei Blende 11 somit top Landschaftsfotos bekommst.
Bei schlwachem Licht holst du somit das Beste aus der Landschaft heraus, wenn du kein Stativ zur Hand hast und eine engere Einstellung verwenden musst. Wichtig ist, dass dein Foto gleich mit der maximalen Schärfe aufgenommen wird, ganz ohne Software und nachträgliche Änderung. Es würde sich folglich auch in Photoshop keine Schärfe mehr hinzufügen oder verbessern lassen!
Wann verwendet man die Hyperfokaldistanz?
Aber das bedeutet nicht, dass sie ideal für jedes Foto ist, bei dem du die größtmögliche Bandbreite an Schärfe haben möchtest.
Bevor du die Technik der Hyperfokaldistanz anwendest, solltest du sicher sein, dass der Hintergrund wirklich scharf sein muss. Wenn du den Rand des Schärfebereichs auf den Hintergrund legst, bedeutet das, dass der unmittelbare Vordergrund nicht scharf sein wird. In vielen Fällen ist das in Ordnung. Aber wenn er mehr wichtige Details enthält als der Hintergrund, ist die hyperfokale Entfernung nicht die richtige Methode.
- Barnbaum, Bruce(Autor)
Wann Hyperfokaldistanz nicht hilft:
Wenn du in einer dunstigen Umgebung fotografierst, ist der Hintergrund manchmal sowieso nicht ganz scharf, was bedeutet, dass du einen Teil der Schärfe vergeudest, wenn eine Bergkette ohnehin im Nebel liegt.
Die Hyperfokaldistanz kann ein nützliches Werkzeug sein. Du musst nur wissen, dass sie nicht für 100% aller Landschaften optimal ist. Und dass sie auch außerhalb des Genres nützlich sein kann. Diese Technik hilft dir nicht weiter, wenn du Motive hast, die zu nah an deinem Objektiv sind. Es ist zum Beispiel unmöglich, dass ein weit entferntes Objekt zur gleichen Zeit scharf ist wie ein Objekt, das nur wenige Zentimeter von deinem Objektiv entfernt ist.
Stattdessen hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst Focus Stacking verwenden. Also mehrere Fotos mit unterschiedlichen Entfernungen aufnehmen und sie dann in der Nachbearbeitung zusammenfügen. Oder du kannst deine Kamera weiter vom Objekt wegbewegen. Letzteres ist oft vorzuziehen, denn Focus Stacking ist keine einfache Technik. Sie hat ihre eigenen Nachteile und Einschränkungen.
Wie verwendet man hyperfokale Entfernung?
Es gibt drei Methoden, um die hyperfokale Distanz in deinen Fotos zu verwenden:
Diese werden wir uns jetzt ansehen.
Faustregel
Beginnen wir mit der einfachsten Option. Viele Fotografen verwenden ein allgemeines Konzept, das auf der hyperfokalen Entfernung basiert, aber nicht genau die Hyperfokaldistanz ist. Diese „Faustregel“ besagt, dass du bei einem Motiv, bei dem du den größten Teil des Bildes scharf abbilden willst, auf etwas fokussieren sollst, das 1/3 des Bildes ausmacht. Stell dir das wie die Drittelregel vor, nur dass du das Bild nicht in Dreiergruppen aufteilst, sondern die Entfernung in drei Gruppen teilst.
Das beruht auf folgender Regel, wie sich Schärfentiefe erstreckt:
Ein Drittel der Schärfentiefe befindet sich vor dem Fokuspunkt, zwei Drittel dahinter.
Natürlich ist die Methode, ein Drittel des Bildes zu fokussieren, etwas ungenau. Bei dieser Methode bleiben die wichtigsten Teile eines Bildes oft scharf, aber der Hintergrund ist oft noch weich, was bedeutet, dass diese Methode nicht die wahre Definition der Hyperfokaldistanz ist. Wenn dir das Konzept der Hyperfokaldistanz jedoch zu schwer ist, ist dies ein guter Ausgangspunkt, bis du bereit bist, tiefer zu gehen.
Ablesen am Objektiv
Viele Objektive bieten eine Tiefenschärfeskala. Hierbei wird abhängig von der eingestellten Blende der Unendlich- Punkt auf die eine Markierung gesetzt. Wie im nachfolgenden Bild würde also bei Blende 8 der Unendlich-Punkt auf die f/8 Markierung gesetzt. Auf der anderen Seite lässt sich nun ablesen, dass alles von circa 1,2m bis Unendlich in der Schärfeebene ist. Die Hyperfokaldistanz läge hier bei ca. 2m, nämlich zwischen der Markierung 1,5m und 3m.
Leider haben moderne Objektive oft keine solche Skala mehr. Daher musst du in diesem Fall eine andere Methode wählen.
Optische Kontrolle
Die zweite Option ist zwar immer noch nicht ganz präzise, aber sie entspricht eher der Hyperfokaldistanz, da der Hintergrund immer noch in der Schärfe liegt. Schalte zunächst auf manuellen Fokus um und stelle den Fokusring auf unendlich. Dann ziehst du den Fokus langsam zurück, während du den Hintergrund beobachtest. Sobald du siehst, dass der Hintergrund weich wird, hältst du an. Du stellst den Fokus ein wenig zurück, bis der Hintergrund wieder knackig ist, und fotografierst.
Mit dieser Option kannst du die Hyperfokaldistanz ohne komplizierte Berechnungen mit dem Auge bestimmen. Das ist eine gute Möglichkeit, um tolle Landschaftsaufnahmen zu machen, ohne sich mit Zahlen zu beschäftigen. Da du mit dem Auge arbeitest, ist sie natürlich nicht ganz so präzise wie die echte Berechnung.
Wenn du zu weit fokussierst, verschwendest du einen Teil der Entfernung. Und wenn du zu nah dran bist, wird der Hintergrund unscharf.
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Berechnung und App für Hyperfokaldistanz
Wenn es auf jeden Zentimeter ankommt, wird durch die Berechnung der Hyperfokaldistanz der Bereich so genau wie möglich ausgenutzt. Die Hyperfokaldistanz hängt von allen Faktoren ab, die Einfluss auf die Schärfentiefe haben: Blende, Brennweite und sogar die Größe des Sensors in deiner Kamera.
Da es so viele Variablen gibt, ist es am einfachsten, einen Rechner dafür zu benutzen. Cambridge in Colour hat einen schönen gratis Rechner online. Und es gibt eine Reihe von Apps, die die Hyperfokaldistanz für dich berechnen, wie HyperFocal Pro oder Simple DoF Calculator.
Sobald du die Hyperfokaldistanz berechnet hast, kannst du den Fokus der Kamera manuell auf diese Entfernung einstellen, damit du die maximale Schärfe aus der gewählten Blende bekommst.
Die Hyperfokaldistanz nutzt den gesamten Bereich der Schärfentiefe und gibt die Antwort auf die Frage vieler Anfänger: Wo soll ich bei einem Landschaftsfoto scharfstellen? Indem du den äußersten Rand der Schärfentiefe eines Bildes auf den Hintergrund legst, kannst du bei Landschaften den optimalen Bereich erreichen.
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