Lies hier, wie du mit wenig Aufwand extrem scharfe Fotos bekommst. Schärfentiefe von nah bis fern ist keine Hexerei. Denn dank Focus Stacking ist es ein Kinderspiel und du brauchst nicht einmal eine teure Kamera. Wenn du maximale Schärfe willst, lies diesen Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Schärfentiefe von nah bis fern
Ein wichtiger Punkt bei der Landschaftsfotografie ist die Bildschärfe. Normalerweise möchte man sicher sein, dass alle Ebenen einer Landschaft, ob nah oder fern, scharf sind. Wenn es aber nicht gleich bei der Aufnahme gelingt, kannst du es später bei der Nachbearbeitung nicht mehr korrigieren.
Ein häufig gewählter Ansatz ist, die kleinste verfügbare Blende zu verwenden, z. B. f/22, um die größte Schärfentiefe zu erreichen. Obwohl die Maximierung der Schärfentiefe eine gute Absicht ist, führt die Verwendung einer so kleinen Blende aufgrund eines Effekts, der als Beugungsunschärfe bekannt ist, am Ende zu weicheren Bildern.
Die meisten Objektive sind am schärfsten, wenn du sie mit einer Blende von circa f/8 verwendest. Auch wenn du mit der hyperfokalen Fokussierung bei diesen Blenden eine ganze Szene in einem einzigen Bild scharf abbilden kannst, ist dies immer ein Kompromiss. Denn die Beugungsunschärfe hast du bei f/22 trotzdem. Hier kommt das Focus Stacking ins Spiel.
Auch in der Makrofotografie kann man Focus Stacking anwenden, denn hier sind die scharfen Bereiche besonders klein.
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Was ist Fokus Stacking?
Beim Focus Stacking legst du mehrere Bilder, die an verschiedenen Stellen einer Landschaft fokussiert sind, übereinander (Überblendung). Dadurch erhältst du ein endgültiges Bild, das die schärfsten Teile der Originale enthält, indem sie nahtlos zu einem Bild gefügt werden. Es ist nicht so mühsam, wie es sich anhört, und kann wirklich gute Ergebnisse liefern. Es macht die Szenen viel schärfer, als es mit nur einer Aufnahme möglich wäre.
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Da du die Bilder übereinander legst, sollten die einzelnen Fotos – abgesehen vom Fokuspunkt – in allen anderen Punkten identisch sein. Daher ist es am besten, die Kamera auf einem Stativ zu positionieren und einen Fernauslöser zu verwenden.
Nimm mit deiner optimalen Blende f/8 die erforderliche Anzahl von Bildern auf, die an verschiedenen Punkten des Bildes fokussiert sind. Meist reichen 10 Fotos dafür locker aus. Es sind jedoch mindestens zwei Bilder erforderlich. Also Minimum eins für den Vordergrund und eines für den Hintergrund. Aber ein paar Fotos für den Mittelgrund schaden natürlich nicht.
Wie gehe ich vor bei Focus Stacking?
Für ein Bild mit großer Schärfentiefe brauchst du keine teure Kamera. Natürlich gibt es Kameras, die die Arbeit automatisch erledigen, dazu später. Wenn du eine herkömmliche Spiegelreflex oder spiegellose Kamera hast, gehe wie folgt vor.
Stelle die Kamera auf ein Stativ und visiere dein Motiv an. Du stellst die Schärfe auf den der Kamera zugewandten Punkt. Und machst ein Foto. Jetzt stellst du du den Fokus auf ein kleines Stück hinter diesen Punkt. Und machst wieder ein Bild. Das wiederholst du so oft, bist du am der Kamera entfernten Punkt des Motivs angelangt bist. Zugegeben, das ist etwas aufwendig, daher hierzu ein Tipp zur Vereinfachung:
Beim manuellen Fokus im Makrobereich hilft dir ein Makroschlitten, oder auch Einstellschlitten genannt. Die Kamera wird hierauf montiert, das ganze kommt aufs Stativ. Mittels genauer Räder am Schlitten kannst du die Kamera vor und zurück bewegen.
Hier ist ein Angebot dazu:
Automatisches Focus Stacking durch die Kamera
Wenn du eine moderne Kamera hast, wie die Z9, kannst du alles automatisiert ablaufen lassen. Die Kamera stellt dabei in bestimmten Intervallen die Entfernung neu ein und macht sofort ein neues Bild. Das ganze läuft komplett automatisch und du musst dich um nichts kümmern. Einfach Blende vorwählen, Anzahl der Bilder vorgeben und los geht’s.
Welche Kamera kann Focus Stacking?
Die Nikon Z7 und Z9 verfügen über eine Funktion namens „Focus Shift“. Sie steht für Focus Stacking, was bisher nur bei der Nikon D850 zu finden war. Wenn die Fokusverschiebung aktiviert ist, nimmt die Kamera eine Reihe von Fotos mit unterschiedlichen Entfernungen auf. Beginnend von vorne nach hinten, alles automatisch. Die Idee dabei ist, dass du diese Fotos später in der Software zur Bildbearbeitung kombinierst, um ein endgültiges Bild mit großer Schärfentiefe zu erstellen.
Das ist besonders nützlich für Makro- und Landschaftsaufnahmen, bei denen du sonst keine ausreichende Schärfentiefe erreichst. Beachte jedoch, dass die Kameras selbst keine gemischten Fokus Stacking Fotos produzieren. Du musst daher eine Software wie Photoshop, Lightroom oder oder Helicon Focus verwenden, um die Fotos später auf deinem Computer zusammenzufügen.
Einstellungen am Beispiel einer Nikon Z7
Anzahl der Aufnahmen
Die erste Option im Fokus Stacking Menü ist die Gesamtzahl der Aufnahmen, die die Kamera machen soll. Beachte, dass dies einfach die Höchstzahl ist, die die Kamera aufnimmt. Es mag dich überraschen, wenn du für ein Landschaftsfoto etwa 20 Aufnahmen einstellst, am Ende aber nur etwa ein Dutzend bekommst – aber das ist Absicht von Nikon. Sobald die Z7 auf unendlich fokussiert und ein letztes Foto aufgenommen hat, hält sie den Fokusstapel an. Du kannst den Fokusstapel auch stoppen, indem du den Auslöser halb durchdrückst oder die Ok-Taste halb durchdrückst.
Fokusschrittweite
Mit dieser Menüoption kannst du zwischen den Zahlen von 1 bis 10 wählen, um festzulegen, wie groß jeder Fokussierschritt sein soll. Das ist allerdings nicht gerade eine wissenschaftliche Beschreibung, und Nikon gibt keine zusätzlichen Informationen darüber, wann eine bestimmte Schrittweite verwendet werden sollte. In der Praxis wirst du feststellen, dass die Schrittgröße umso kleiner sein muss, je näher du fokussierst und je offener deine Blende ist. Für echte Makroaufnahmen solltest du bei einer Schrittweite von 1 bleiben. Wenn du Landschaften aus größerer Entfernung fotografierst, solltest du eine Schrittweite von 5 wählen. Nicht höher als 5 einstellen. Schließlich kannst du überschüssige Fotos jederzeit löschen, und es kostet dich nicht viel mehr Mühe, auf Nummer sicher zu gehen.
Intervall bis zur nächsten Aufnahme
Das ist einfach die Zeit, die die Z7 zwischen den einzelnen Aufnahmen wartet. Ein Intervall von null Sekunden ist häufig ideal, da es bedeutet, dass dein Stapel schneller zu Ende ist.
In manchen Fällen musst du aber trotzdem ein längeres Intervall einstellen. Wenn du zum Beispiel einen Blitz verwendest, ist ein längeres Intervall notwendig, damit er genügend Zeit zum Aufladen hat. Wenn du jedes Foto schon bei der Aufnahme sehen willst, kannst du mit einem Intervall von drei Sekunden und mehr eine Vorschau des gerade aufgenommenen Fotos erstellen. Das kann eine gute Möglichkeit sein, um zu sehen, wie weit dein Fokusstapel fortgeschritten ist. Dazu musst du allerdings zuerst im Wiedergabemenü die Funktion „Bildkontrolle“ aktivieren.
Belichtungsspeicher des ersten Fotos
Die Option Belichtungsspeicherung wirkt sich auf die Kamera aus, wenn du in einem halbautomatischen Modus wie Zeitautomatik (A) fotografierst. Wenn diese Option aktiviert ist, verwendet jedes Foto in der Sequenz die gleichen Belichtungseinstellungen wie das erste. Wenn sie aus ist, werden bei späteren Fotos möglicherweise abweichende Einstellungen verwendet, um wechselnde Lichtverhältnisse auszugleichen.
Es ist aber unwahrscheinlich, dass sich mitten im Focus Stacking das Licht stark verändert. Daher solltest du diese Option einschalten. Die Belichtung des ersten Fotos wird sodann auf alle weiteren Foros übertragen. Schließlich dauert so eine Focus Stacking Sequenz ja nicht ewig.
Stapelbild mit Peaking
Neu ist, dass du nach Abschluss deines Fokusstapels eine schwarzweiße Schärfevorschau der gestapelten Bilder sehen kannst. Sobald diese Option aktiviert ist, überprüfst du dein Foto und drückst die Taste „i“, wenn der Stack fertig ist. Dann klickst du auf „Peaking-Stack-Bild anzeigen“, um die Vorschau zu sehen.
Obwohl es nicht wirklich schadet, diese Option zu aktivieren, finde ich persönlich die Peaking-Vorschau nicht sehr nützlich. Zum einen kannst du nicht hineinzoomen. Und zum anderen kann der Eindruck entstehen, dass Teile deines Fotos gestochen scharf sind, obwohl sie es nicht sind. Aber wenigstens ist sie da – anders als bei der D850.
Geräuschlose Fotografie
Das ist selbsterklärend. Die Kamera gibt beim Auslösen keine Geräusche von sich.
Eine detaillierte Beschreibung gibt es in der Anleitung zur Z9.
Wann solltest du Focus Stacking einsetzen?
So nützlich die Focus Stacking Funktion auch sein mag, sie ändert nichts an einer der größten Einschränkungen des Focus Stacking: Sie funktioniert nicht, wenn sich dein Motiv bewegt. Diese Funktion ist also vor allem dann nützlich, wenn du von einem Stativ aus fotografierst und es keinen Wind gibt oder sich das Motiv bewegt. Sie eignet sich gut für Makroaufnahmen in einem Studio sowie für bestimmte Landschafts- und Architekturaufnahmen, bei denen sich nichts bewegt. Ich persönlich finde sie am nützlichsten für Nahaufnahmen in der Natur. Insbesondere dann, wenn dir eine Blende von f/16 immer noch nicht genug Schärfentiefe bietet.
Natürlich ist alles eine Frage der Erfahrung. Und der richtigen Einstellung. Selbst die kleinste Schrittweite ist vielleicht nicht klein genug. Daher solltest du dich im Zweifelsfall lieber an die Schrittweite 1-4 halten. Das gilt vor allem bei geringeren Entfernungen und größeren Blendenöffnungen. Bei mittleren Nahaufnahmen, die ich bei Blende 8 aufnehme, habe ich eher eine Schrittweite von 3-4 verwendet.
Wenn du jedoch extreme Makroaufnahmen bei großer oder mittlerer Blende machst, kann es sein, dass eine Schrittweite von 1 nicht ausreicht. Wenn du mit dem Stack fertig bist, überprüfe also noch einmal, ob alles richtig ist, sonst musst du es vielleicht später wiederholen.
→ Die große Fotoschule Landschaftsfotografie
Bedenke auch, dass die Z7/Z9 nicht auf den ursprünglichen Fokuspunkt zurückgesetzt wird, wenn du fertig bist. Wenn du also mehrere Fokusstapel von demselben Motiv aufnimmst, musst du jedes Mal den Fokus auf den Anfang zurücksetzen. Andernfalls ist nur der erste Fokusstapel scharf, während alle anderen bereits zu weit vom Motiv entfernt fokussiert sind.
Geht es auch ohne Stativ?
Du bist mitten im Nirgendwo und hast kein Stativ dabei? Du hast Schwierigkeiten, eine ausreichende Schärfentiefe zu erreichen? Dann probiere einen einfachen Stapel von 3-5 Aufnahmen mit einem relativ großen Abstand aus und schließe sie dann so schnell wie möglich ab. Du wirst überrascht sein, dass sich die Ergebnisse in deiner Nachbearbeitungssoftware gut zusammenfügen lassen.
Zusammenfügen in der Bildbearbeitung
Nun hast du also 10 oder 20 Bilder deines Motivs. Jetzt musst du sie nur noch in der Software zusammenrechnen und überlagern. Dazu gibt es verschiedene Arten von Software, auf die wir hier nicht näher eingehen können.
Ich selber benutze dazu Lightroom, ich habe auch eine Anleitung dazu geschrieben, wie man Focus Stacking in dem beliebten Adobe Programm bearbeitet. Du hast noch kein Lightroom? Dann aber los! Bestelle hier:
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