Die faszinierendsten Porträts scheinen einen direkten Kontakt zum Betrachter zu haben. Als wäre die Kamera einfach ein Fenster, durch das wir schauen. Aber ist das wirklich so einfach? Es gibt so viele Faktoren, die ein gutes Porträt ausmachen. Kann der Erfolg einfach am Augenkontakt zwischen Person und Kamera liegen? Und ist es überhaupt notwendig, den Fokus bei einem Porträt auf die Augen zu legen? Ja. Wir zeigen, wieso.
Es gibt sicherlich wunderbare Porträts, die sich nicht ausschließlich auf die Augen konzentrieren, sondern den Charakter mit anderen Aspekten des Körpers, von der Haltung bis zu den Händen, darstellen. Aber als Einführung in das Handwerk des Porträtierens ist es wichtig zu verstehen, wie und warum die Aufmerksamkeit auf die Augen einer Person wichtig ist. Und Methoden zu kennen, um diese Aufmerksamkeit zu erreichen.
Warum der Fokus auf den Augen liegen muss
Das „Warum“ dieser Gleichung mag so einfach sein wie das Sprichwort, dass die Augen das Fenster zur Seele sind. Oder besser noch das Zitat „Die Augen sagen, was die Lippen nicht sagen wollen“. Aber die Sehorgane sind unser visuelles Ausdrucksmittel. Wir schätzen und fördern den direkten Blickkontakt bei persönlichen Begegnungen. Unsere Kommunikation wird verbessert, wenn wir einander in die Augen schauen.
Ein Porträt soll kommunizieren. Und wenn du als Fotograf merkst, dass und wie dein Modell dich ansieht, vermittelt dir das Eigenschaften dieser Person. Als Fotograf ist es deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Eigenschaften der Person wahrheitsgetreu gezeigt werden. Also nicht karikiert. Das ist die Herausforderung. Die Augen können so viel verraten. Achte darauf, dass dein Bild nicht nur einen allgemeinen Ausdruck vermittelt. Schaffe vor und während des Fotografierens eine Atmosphäre, in der sich der/die Fotografierte wohlfühlt und die Augen tiefere Aspekte der Persönlichkeit offenbaren können. Und sei bereit, diese Momente einzufangen.
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Wie bereits erwähnt, gibt es viele Porträts, bei denen die Sehorgane nicht im Mittelpunkt stehen. Wenn du aber die Augen deines Motivs in den Mittelpunkt stellst, ist eine wichtige erste Frage: Willst du, dass dein Motiv direkt in die Kamera blickt und den Fotografen und den Betrachter anspricht? Oder willst du, dass es ein wenig wegschaut und vom Fotografen und dem Betrachter mehr beobachtet wird? Dein Verständnis für und deine Beziehung zu deiner Person wird dir helfen, die beste Entscheidung zu treffen. Du kannst sicherlich beides in der gleichen Sitzung tun, aber in beiden Fällen ist es wichtig, den Ausdruck der Augen zu erfassen und sie im Fokus zu halten.
Es gibt auch Fragen, die du dir stellen musst, wenn du im Profil fotografieren oder eines der Augen deiner Person näher an die Kamera halten willst. Wenn das Porträt mehr als eine Person umfasst, musst du außerdem entscheiden, ob alle Sehorgane scharf gestellt werden sollen oder nur die einer Person. Wenn du mehrere Personen im Bild hast, kannst du das Objektiv und die Kamera so einstellen, dass die Augen aller Personen scharf gestellt werden. Oder du wählst dein Hauptmotiv aus und stellst nur dessen scharf.
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Wie kannst du die Augen ausdrucksstark fotografieren?
Um den Blick des Betrachters auf die Augen des Models zu lenken, gibt es viele Möglichkeiten. Der erfahrene Fotograf kann verschiedene Techniken anwenden und kombinieren. Wir zeigen hier, welche.
Annäherung
Eine einfache Technik ist es, sehr nah an dein Motiv heran zu gehen. Eine Nahaufnahme des Gesichts, die den Betrachter geradezu auffordert, sich damit zu beschäftigen. Platziere deine Kamera direkt vor deinem Motiv und gehe so nah ran, wie es die Schärfe und der Komfort zulassen. Stelle den Fokus so ein, dass das nächst gelegene Auge oder beide Augen scharf sind.
Posieren
Als Fotograf ist es wichtig, dass du in der Lage bist, deine Porträtierten zu dirigieren. Gib ihnen leicht zu befolgende Anweisungen, die sie ins beste Licht und mit gutem Ausdruck in Szene setzen. Oft „lenkt“ der Fotograf die Augen der Porträtierten, damit sie direkt in die Linse oder auf die Lichtquelle blicken. Oder sogar den Blick von der Kamera abwenden, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Die Hände auf das Gesicht zu legen, sind bewährte Techniken. Nutze die Posen und die Position des Kopfes zu deinem Vorteil. So kannst du leicht die Aufmerksamkeit auf diesen wichtigen Teil der Person lenken.
Blende
Stelle die Blende des Objektivs so ein, dass es eine geringe Schärfentiefe erreicht. Das ist eine weitere Möglichkeit, ein top Porträt zu erstellen. Auch hier werden die Augen im Mittelpunkt stehen. Eine große Blende (f/2,8 und darunter) erzeugt eine sehr geringe Schärfentiefe, bei der nur eine schmale Ebene scharf gestellt wird. Der Rest des Bildes dagegen wird unscharf. Wenn du mit einer großen Blende fotografierst, musst du darauf achten, dass du das Auge nicht vernachlässigst. Das ist nicht immer einfach. Denn schon die kleinste Bewegung verschiebt den Fokus auf die Nase oder die Haare.
Ein Porträt mit geringer Schärfentiefe ist wunderschön. Der Rest des Gesichts und der Hintergrund verschwimmen, während die Augen funkeln und die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Das ist eine gängige Technik. Denke aber daran, dass du sehr genau fokussieren musst! Bei offener Blende fällt mehr Licht in den Sucher, also kompensiere das mit deiner ISO- und Verschlusszeit- Einstellung. Die meisten spiegellosen Kameras bieten Funktionen, mit denen du genauer fokussieren kannst, z. B. Fokus-Peaking.
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Beleuchtung
Der effektive Einsatz von Licht ist eine weitere Möglichkeit, aussagekräftige Porträts mit Fokus auf die Augen zu erstellen. Egal, ob du warmes Sonnenlicht verwendest, das tief am Horizont steht oder ob du ein Studiolicht verwendest, um sie hervorzuheben. Diese Beleuchtungstechniken sind der beste Freund des Fotografen.
Mit dem richtigen Studiolicht und der richtigen Ausrüstung kann man überall Schatten erzeugen und die Augen im Schatten leuchten lassen. Eine andere Technik ist das „Fanglicht“, bei dem sich die Lichtquelle selbst in den Sehorganen spiegelt. Dies ist eine bewährte Technik, um super Porträts zu erstellen.
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Nicht alle Modelle sitzen still und folgen den Anweisungen. Nicht einmal diejenigen, die versuchen, still zu sitzen, können dies lange tun. Zum Glück gibt es in neueren Kameras Fokusmodi, die die Augen im Bild registrieren und den Fokus immer dort behalten. Und das sogar, wenn sich die Person oder die Kamera bewegt. Bestes Beispiel ist die Nikon Z9. Diese Funktionen, die allgemein als Augen-AF bezeichnet werden, sind eine Art künstliche Intelligenz und bieten eine digitale Lösung für eine der größten Herausforderungen von Fotografen.
Kameras mit Augen-AF
Die meisten Hersteller bieten eine Form von Augen-AF in verschiedenen Modellen an, von Kameras für Hobbyfotografen bis hin zu digitalen Profis im Mittelformat. Nikons spiegellose Kameras des Z-Systems sind für ihre AF-Systeme bekannt.
Der KI-gesteuerte Echtzeit Autofokus von Sony wird von den meisten aktuellen spiegellosen Kameras unterstützt, auch von der a7R IV, und funktioniert in den Modi AF-S und AF-C für Fotos und Videos. Sony bietet wie Nikon auch Tier-Augen-AF AF für Fotos von Tieren! Die Kameras von Olympus verfügen über den Intelligent Subject Detection AF, mit dem der Augen-AF das linke oder rechte Auge priorisieren kann.
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Auch Canon und sein Dual Pixel AF-System nutzen die „Deep Learning“ Technologie für eine verbesserte Motivverfolgung und eine präzise Augen-, Gesichts- und Kopferkennung für Menschen und Tiere. In der Palette der FUJIFILM Digitalkameras unterstützen die Prozessoren auch den Gesichts- und Augen-AF.
Obwohl diese AF-Funktionen einen tollen Sprung darstellen, sind sie nicht unfehlbar. Damit diese Systeme funktionieren, musst du ausreichend Licht auf das Gesicht deines Motivs richten. Verwende den kontinuierlichen oder den Tracking-AF zusammen mit dem Augen-AF Modus. Das erhöht dann die Wahrscheinlichkeit, dass die Schärfe dort bleibt, wenn sich dein Motiv bewegt.
Lege also immer die Schärfe auf die Augen deines Motivs. Denn das ist ein entscheidender Schritt, um top Porträts zu machen. Teile uns vielleicht einige deiner Erfahrungen unten mit.