Porträtfotografie – Menschen ausdrucksstark in Szene setzen

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Porträtfotografie von der Pike auf lernen: Menschen ausdrucksstark in Szene setzen, das ist zwar nicht einfach, aber mit einfachen Mitteln erlernbar. Dieses Buch von Cliff Kapatais zeigt, wie’s geht!

Der Mensch ist zweifellos das meistfotografierte Motiv überhaupt. In der Reihe von neuen Büchern zur Porträtfotografie bringt der mitp Verlag sein Werk aus der Edition Profifoto zum Thema.

Porträtfotografie - Menschen ausdrucksstark in Szene setzen
Porträtfotohrafie – Menschen ausdrucksstark in Szene setzen

Auf über 200 Seiten beleuchtet der Autor Cliff Kapatais die Porträtfotografie mit dem Menschen vor der Kamera; und das aus allen Winkeln. 13 Kapitel führen in das älteste Fotogenre ein.

Inhalt

  • Wege, um ein Model zu finden
  • Sorgsame Planung des Shootings
  • Kommunikation mit Model und Kunden
  • 6-Punkte-Plan für glückliche Kunden
  • Set-Aufbau: Lichtequipment und Lichtsetzung
  • Die häufigsten Fehler beim Lichtsetzen
  • Umgang mit Kamera und Objektiven
  • Kulisse, Requisiten und Hintergrund im Studio und on Location
  • Model-Styling und Make-up
  • Visagisten finden für Porträtfotografie
  • Postproduktion: Retusche und Bildbearbeitung
  • Tipps zum Teamwork für beste Fotoergebnisse
  • Inklusive vieler Praxis-Checklisten

Von der Idee bis zum Bild des Menschen

Das Werk im quadratischen Format startet mit einer kurzen Einführung und der Geschichte des Porträts. Schließlich ging es früheren Königen und allen die es sich leisten konnten, sich malen zu lassen, nicht nur um reine Dokumentation. Auch ihr Reichtum, ihre Schönheit und Macht mussten zudem auf dem Bild „rüberkommen“. Das hat sich trotz der schnelllebigen Fotografie nicht geändert. Wie sonst wäre der Zulauf zu professionellen Fotografen wie dem Autor zu erklären? Ein Selfie kann schließlich jeder machen. Schon hier wird klar, dass ein gescheites Porträt vom Ausdruck lebt und mehr ist als eine Ablichtung der schnöden Wirklichkeit.

Sodann geht es um die Elemente eines guten Porträts. Was macht gute Porträtfotografie aus? Wie stellt der Fotograf dabei eine Verbindung von Modell zu Betrachter her? Wie schafft man Emotionen ins Bild, wie wichtig ist der Gesichtsausdruck?

Am Anfang steht, wie meist in der Fotografie, eine Idee. Denn jedes herausragende Porträt ist eine Inszenierung, wie die Fotos im Buch eindrucksvoll beweisen. Vom traditionellen Frontalporträt eines Anzugträgers über hochgestylte Models; bis zum schlammverschmierten Gesicht lässt Cliff Kapatais übrigens keinen Aspekt aus. Alle seine Ausführungen sind zudem mit Bildern aus seinem umfangreichen Portfolio illustriert. Schön wären dabei jeweils ein paar Angaben zu Beleuchtung und Kameraeinstellung bei jedem Bild gewesen. Dafür gibt es jedoch Links zu den Social-Media-Profilen der Models.

Menschen ausdrucksstark in Szene setzen Cliff Kapatais
Viele Bildbeispiele zeigen, worauf es bei der Porträtfotografie ankommt.

Der Mensch vor der Kamera

Ein Buch für die Praxis hätte den Namen aber nicht verdient, wenn nicht auch ein wichtiger Punkt besprochen würde: Wo bekomme ich die Models her? Was nützt schließlich das Ganze Wissen in der Theorie, wenn sich niemand fotografieren lassen möchte?
Auch hier gibt das Buch folglich wertvolle Tipps und Hilfestellung, verweist auf einschlägige Modelwebsites, Social Media und andere Kanäle.

Aber Model ist nicht gleich Model, denn nur auf die Ausstrahlung kommt es an. So zeigt der Autor alle möglichen Models im Buch, die teilweise nicht dem landläufigen Schönheitsideal entsprechen, aber trotzdem fotogen für ein Shooting waren. Auffallend viele Models im Buch haben Piercings, Ringe in der Nase oder sind tätowiert. Hier wird auch die Zielgruppe des Buches deutlich: Es geht nicht um Fineart Prints fürs Glanzmagazin, sondern um ausdrucksstarke Bilder nach dem Wunsch des Kunden. Und Kunde kann eben auch die gepiercte Bedienung aus dem Waschsalon nebenan sein.

Besonders hilfreich sind dabei die Ansprachewege ans Modell, insbesondere bei Laien. Tonfall, Zuhören und ihre Sprache zu sprechen sind wichtige Tipps, die zum Gelingen eines Shooting unerlässlich sind. Und, fast wie im Straßenverkehr, muss man immer mit dem Unerwarteten rechnen – wobei das durchaus positiv gemeint ist.

Überhaupt ist der Schreibstil sehr ungezwungen und als Leser fühlt man sich ständig geduzt, auch wenn der Autor das Du nicht ausspricht. Er redet stattdessen immer indirekt von „man“, was aber dem Verständnis nicht schadet. Etwas unnötig sind dagegen die Anglizismen im Buch, so ist von „Confirmation Bias“, „what to look for“ und „bring it together“ die Rede – das könnte man genau so gut auf Deutsch sagen.

Leseprobe Porträtfotografie - Menschen ausdrucksstark in Szene setzen von Cliff Kapatais
Leseprobe Porträtfotografie – Menschen ausdrucksstark in Szene setzen

Menschen ausdrucksstark in Szene setzen

Hinweise zu Preisfindung und Konkurrenz in der Porträtfotografie runden die kaufmännischen Überlegungen im Buch ab. Damit beweist Cliff Kapatais einmal mehr den Blick über den rein fotografischen Tellerrand.

Natürlich darf auch ein Kapitel zu Licht und Beleuchtung nicht fehlen. Die typischen Einstellungen für Studiolicht werden anhand vieler Bildbeispiele beschrieben, sodass die Wirkung sofort klar ist. Lichtformer, Reflektoren und Aufheller sind detailliert beschrieben, sogar das Arbeiten mit einem Blitzgerät fehlt nicht. So erlernt der Leser das Arbeiten im Studio von der Pike auf.

Nach einem Ausflug zur richtigen Kamera und geeigneten Porträtobjektiven gibt es zwei Kapitel, was sehr selten in ähnlichen Büchern zu finden ist: Das Make-Up und Styling. Auch wenn uns der Autor nicht zur Profi-Kosmetikerin ausbilden will, gibt er hier wichtige Anregungen insbesondere für inszenierte Porträts. Vielmehr zeigt er, wie wichtig bei einem Profi-Shooting eine Visagistin ist und wie ein Schminkplatz auszusehen hat. Auch sollten Visagisten verstehen, mit Haaren zu arbeiten. Denn der Titel heißt ja nicht umsonst: Menschen ausdrucksstark in Szene setzen.

Zum Styling gehören Requsiten und Accessoires. Kaufen, mieten, selbst basteln? Auch hier gibt es praxisnahe Tipps mit herausragenden Fotos, die man so noch nicht gesehen hat.

Nachbearbeitung

Ohne auf die ganzen Finessen in der Bildbearbeitung einzugehen, gibt Kapatais ein paar Bearbeitungstipps für die gängige Software wie Lightroom. Seinen „Workflow“ der Porträtfotografie und Nachbearbeitung beschreibt er ebenso wie seine Backup-Strategie, hier kann definitiv jeder Einsteiger noch etwas lernen. Auch lässt er keinen Zweifel daran, was er von Smartphone-Fotografie und Insta-Filtern hält:

„Wenn Euch ein 16-jähriger mit einem Handy ersetzen kann, läuft bei Euch einiges schief.“

So bleibt bei dem unkonventionellen Schreibstil manchmal kein Auge trocken – jedenfalls wird es nie langweilig.

Abgerundet wird das Buch Porträtfotografie mit Überlegungen zu Modelvertrag, Vertragsrecht und dem Hinweis, seine Bilder auch mal groß auszudrucken: „Don’t forget to print!“.
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Wem das alles zu professionell war, wird am Ende des Buches zurückgeholt: Es geht auch ganz einfach: Das Model von nebenan, natürliches Licht statt Blitzanlage und selber schminken.

Fazit

Wer sich von der Pike auf in die Porträtfotografie einarbeiten möchte, liegt bei diesem Buch genau richtig!

Ungezwungener Schreibstil, kompromisslose Praxistauglichkeit der Tipps und viele Bildbeispiele zeigen, wie der Einstieg in die Porträtfotografie gelingen kann. Dabei lässt der Autor den Untertitel, nämlich das ausdrucksstarke Porträt, nie aus den Augen.
Kauftipp!

  • Sehr praxisnahe Erklärungen
  • Lebendiger Schreibstil mit vielen Anekdoten
  • Links zu den Social Media Kanälen der Models
  • Belichtungsdaten unter den Bildern wären wünschenswert

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Zum Autor Ciff Kapatais

Cliff Kapatais ist professioneller Porträtfotograf aus Österreich mit griechischen Wurzeln. Er arbeitet außerdem als Dozent, Agenturchef und Sprecher und ist Initiator der PIXEL POWER Konferenz.
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