Reisen und Fotografie gehören einfach zusammen. Zu keiner Jahreszeit werden so viele Bilder gemacht wie im Urlaub. Zeit für das Buch Reisefotografie aus dem Rheinwerk Verlag.
Reisefotografie lebt von Eindrücken, die man fotografisch festhält. Die Schwierigkeit ist dabei, die Eindrücke zweidimensional zu transportieren. Schließlich hört der Betrachter eines Reisefotos nicht die Möwen über dem Meer, die Luft riecht nicht salzig und die orientalischen Klänge auf einem Markt lassen sich im Bild auch nicht zeigen. Hier kommt das Reisefotografie Buch aus dem Rheinwerk Verlag ins Spiel. Mit Beispielen von Chile bis Australien zeigen die Schweizer Autoren Stephanie Bernhard und Stefan Tschumi, worauf es ankommt.
Reisefotografie – das Buch rund ums Fotografieren unterwegs
Insgesamt gut 400 Seiten stark ist das Werk zur Reisefotografie. In einem zweispaltigen Layout zeigen die Autoren zunächst die Grundlagen für gelungene Fotos. So geht es nach einem einleitenden Kapitel zunächst um die richtige Ausrüstung. Kameras, Sensorformate, Objektive und Zubehör stehen im Vordergrund.
Auch ein paar Worte zu Drohnen geben die Autoren mit auf den Weg, bevor es zum Kapitel „Fotografiewissen geht“. Zeit, Blende und Belichtungsmessung haben nichts spezielles mit der Reisefotografie zu tun, gehören aber auch in diesem Buch dazu.
- Die Magie der Reisefotografie
- Fotoausrüstung für das Reisen
- Fotowissen
- Reisevorbereitung
- Bildgestaltung auf Reisen
- Landschaften, Menschen, Tiere und Kultur
- Die eigene Reise dokumentieren
- Wandbilder, Fotobücher, Multivisions-Shows u. v. m. – Machen Sie etwas mit Ihren Bildern und Videos!
- Nach der Reise (ist vor der Reise)
Erst nach diesen allgemeinen Kapiteln fängt das Buch auf Seite 134, also nach einem Drittel, mit dem eigentlichen Thema der Reisefotografie an. Aufgrund der Zielgruppe der Fortgeschrittenen halte ich die Kapitel zur Technik in dieser Rheinwerk Fotoschule für zu lang. Schließlich gibt es hierzu andere Werke wie die Große Fotoschule. Wer die Grundlagen nicht benötigt, kann die Kapitel freilich auch überspringen.
Viele Tipps gehen um die Vorbereitung der Reise. Vom Planen einer Route über Visa und Genehmigungen gehen die Hinweise bis zur Reiseapotheke und Flugbestimmungen fürs Gepäck. Eine kompakte, vielleicht sogar heraustrennbare oder kopierbare Checkliste wären wünschenswert. So hätte man alles auf einen Blick. Vielleicht kommt das in der nächsten Auflage.
Ungewöhnlich ist, dass zur Inspiration Bildbände aus anderen Verlagen empfohlen werden, die aber teils nur schwer oder gar nicht mehr lieferbar sind. Das soll helfen, „zu analysieren, wie der*die Fotograf*in an ein Motiv herangeht“. Immer wieder nervt die gegenderte Sprache und stört erheblich den Lesefluss. Fotografen sind schießlich alle, die fotografieren, ob Männer oder Frauen. Was in der Politik ad absurdum getan wird, gehört aber nicht in ein Buch zur Reisefotografie – meine ich.
Bildgestaltung und Menschen
Der zentrale Punkt für gelungene Fotos, gerade in fremden Ländern, wo sie nicht wiederholbar sind, ist die Bildgestaltung. Perspektive, Bildführung und Langzeitbelichtungen bilden hier die zentralen Elemente für Bilder, die aus der Masse heraus stechen wollen. Auch Drittelregel und goldener Schnitt fehlen nicht. Sogar die Fibonaccifolge, die dem goldenen Schnitt zugrunde liegt, wird ausführlich erklärt, wenngleich das eher Mathematiker denn Praktiker interessieren dürfte.
Mehr als nur Fotografieren im Urlaub
Tierfotografie -auch auf Safari- wie auch Landschaften zu jeder Tageszeit haben ebenfalls eigene Kapitel. Wer aber nur an ferne Länder denkt und exotische Motive, wird bei „Mit der Kamera in der Stadt“ eines besseren belehrt. Denn auch Städtetouren haben ihren Reiz. Bilder aus dem Untergrund zeigen U-Bahnhöfe und geben Ideen für eigene Fotos.
Kurze Anrisse zur Präsentation der Bilder nach der Reise, beispielsweise in einem Fotobuch oder einer Slideshow, dürfen natürlich nicht fehlen. Allerdings vermisse ich ein Kapitel zur Bildbearbeitung. Stattdessen geben die Autoren lediglich kurze Hinweise auf die gängige Software und überlassen die Entscheidung dem Leser: „Sie haben also die Qual der Wahl“.
Zielgruppe für das Buch
Mehr zu Reisefotografie
- Reiseporträts – Reizvolle Fotos von Menschen und Kulturen
- Nachtfotografie auf Reisen – Kreative Aufnahmen im Urlaub
- Reisestativ Vergleich und Ratgeber 2024
Dabei ist das Reisefotografie Buch ein Plädoyer für mehr gute und überlegte Fotografie – nicht nur auf Reisen. Das Fotografieren kann auch zum Hauptzweck werden. Das gilt umso mehr, wenn man fremde Länder und Kulturen insbesondere fotografisch bereisen möchte, um herausragendes neues Bildmaterial zu erstellen. Somit ist diese Fotoschule weit mehr, als nur ein Tippgeber für bessere Urlaubsfotos.
Bei der Zielgruppe bin ich mir nicht ganz sicher. Während die Fotoschulen aus dem Rheinwerk Verlag sonst eher die fortgeschrittenen Enthusiasten ansprechen, ist hier der Einstiegslevel bewusst tiefer gesetzt worden. Das erklärt auch die langen Kapitel zum grundsätzlichen Fotowissen, welche ein Drittel des Ganzen einnehmen.
Fazit
Wer bisher eher geknipst statt bewusst fotografiert hat, findet in diesem Buch zur Reisefotografie jede Menge Tipps für gelungene Reisebilder. Von der Reisevorbereitung bis zur Präsentation der Bilder gibt es Anleitungen zu jeder erdenklichen Situation. Tageszeit, Jahreszeit, Verhalten gegenüber fremden Kulturen… hier ist alles dabei. Perfekt als fotografischer Reiseführer und zur Vorbereitung!
Das Buch zur Reisefotografie ist recht umfangreich und schwer. Das liegt auch daran, dass viel Grundsatzwissen die ersten Kapitel füllt. Insgesamt wäre das Werk kompakter zu realisieren, wenn die Autoren sich mehr auf das eigentliche Thema fokussiert hätten. Dann würde das Ganze sogar in eine Fototasche passen und ließe sich auf Reisen leicht mitführen.
- Viele Situationen gut erklärt
- Viele Bilder aus der Feder der Autoren
- Alle Bilder mit Belichtungsdaten versehen
- Gendersprache stört den Lesefluss und macht eine digitale Textsuche teils unmöglich
Die Webdigital Bewertung
Bestellen:
Zum Autor
Reisen bedeutet für Stephanie Bernhard entdecken, erleben aber auch verzichten. Seit seiner frühen Kindheit faszinieren Stefan Tschumi fremde Kulturen und ferne Länder. Deshalb liebt er das Reisen, das aus seiner Sicht die beste Lebensschule und zudem Medizin gegen Vorurteile ist.