Systemwechsel: Lohnt sich ein neues Kamerasystem?

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Wer sein Kamerasystem wechseln möchte, muss sich auf eine neue Kamera, neue Objektive und Menüs einstellen. Außerdem ist ein Systemwechsel mit hohen Kosten verbunden. Alte Gläser passen nicht mehr auf die neue Kamera, wenn man von Spiegelreflex zu spiegellosen Kameras wechselt. Und wenn man dabei gleich den Hersteller wechselt, z.B. von Nikon zu Canon, wird der Wechsel nicht nur kompliziert, sondern auch teuer.

Was ich für ein Kamerasystem habe. Und was ich von einem Wechsel halte

Ich habe schon oft überlegt, mir ein anderes Kamerasystem zuzulegen. Vielleicht sogar von einem anderen Hersteller. Ich fotografiere mit Nikon seit meiner allerersten Spiegelreflexkamera, einer F3, die ich mir mit 18 kaufte.

Nikon D3 Kamerasystem
Nikon D3

Es folgten eine F4, eine F5 und zur Jahrtausendwende wechselte ich bereits sehr früh in die Digitalfotografie. Ich kaufte mir eine Nikon D1. Dann folgte die D2H, eine D3 und zuletzt habe ich bis heute die D810.

Ich möchte eigentlich bei der Marke bleiben, aber es entwickelt sich das F-System nicht mehr weiter. Auch andere Hersteller wie Canon entwickeln kaum noch neue Kameras und gar keine neuen Objektive mehr für ihre DSLR-Modelle. Die Zukunft scheint spiegellos zu werden. Schließlich sind deren Gehäuse viel kleiner, leichter und handlicher. Trotzdem hat man alle Möglichkeiten von Wechselobjektiven. (→ Vergleich DSLR und DSLM). Ist es Zeit für einen Systemwechsel? Ist das der Teufel auf der Schulter, der mir zuruft, es wäre Zeit für einen Kamerasystem Wechsel?

Der Sinn eines Systemwechsels

So ein Kamerasystem Wechsel hat seinen Reiz. Natürlich erkenne ich die Vorteile einer spiegellosen DSLM. Aber die Objektivpreise des neuen Nikon Z-Systems sind verrückt. Bisher halten mich dabei nicht nur die hohen Preis der Z-Objektive vom Kauf ab. Sondern ich frage mich auch nach dem Sinn eines Systemwechsels. Und… ich bin mit meinem Kamerasystem eigentlich zufrieden.

Ich habe nicht nur die D810, sondern auch Objektive und umfassendes Zubehör. Dabei sind ein 14-24mm 2.8, ein 24-120 f4, ein 70-200mm 2.8 und zwei Blitzgeräte. Die Blitzgeräte lassen sich wahrscheinlich weiter nutzen. Auch die Zooms könnte ich, wenn ich bei Nikon bleibe und zum Z-System wechseln würde, mit einem FTZ Adapter weiter verwenden.

Bei Ihnen stellt sich die Frage vielleicht anders. Es kann ein Wechsel zur spiegellosen Systemkamera sein. Oder sie reizt ein Test einer Kamera mit Vollformat, da Sie noch APS-C nutzen. Oder ist es einfach der Reiz des Neuen? Sie möchten einfach die beste Kamera?
Eins steht fest: Ob DSLM oder DSLR: Die Bilder werden nicht anders!

Trinity Objektive Kamerasystem Systemwechsel
Trinity Objektive 14-24mm, 24-70mm, 70-200mm

So ein Systemwechsel auf ein ganz neues Kamerasystem hat jedoch auch sein Tücken. Daher habe ich grundsätzliche Überlegungen angestellt, was wichtig ist und worauf man bei einem Wechsel achten sollte.

Wissen, warum man wechselt

Die Frage ist, was Sie mit einem Wechsel der Kameramarke oder des ganzen Kamerasystems erreichen wollen. Die Motivation dahinter muss klar werden. Das erleichtert dann die Entscheidung.

Ein ganzer Kamerasystem Wechsel – erst recht ein Markenwechsel – ist eine lange, manchmal schmerzhafte Erfahrung. SIe kann ebenso frustrierend sein wie Spaß machen. Außerdem wird ganz sicher auch teuer.

„Das Bessere ist der Feind des Guten.“

Sprichwort

Pioniergeist kostet

Klar ist: Die Entwicklung geht immer weiter. Und die spiegellose Welt ist zweifelsfrei faszinierend. Bessere Bilder macht man dadurch freilich nicht.
Die gleiche Entwicklung gab es 1999, als die ersten einfachen Digitalkameras aufkamen. Es ist wie bei der Überlegung, ob man sich ein Elektrofahrzeug zulegen und den Verbrenner dafür verkaufen soll.

Nikon D1

Pioniergeist ist häufig der Antrieb. Und 1999 war ich mit meiner D1 überall der Star, weil kaum jemand damals eine Digitalkamera gesehen hatte. Schon gar keine digitale Spiegelreflex!

Aber die ersten Pioniere, die die neuen Technologien kaufen, sind es auch, die die Entwicklungskoten erst mal bezahlen. Das war bei Digitalkameras so, ist bei Elektroautos so und wird bei den spiegelosen Modellen nicht anders sein.

Wenn Sie also der Pioniergeist packt und Sie daher über einen Systemwechsel oder gar vollständigen Markentausch nachdenken, ist jetzt der beste Zeitpunkt. Die beiden Großen der Branche, Nikon und Canon haben die spiegellose Zeit eingeläutet. Dies bedeutet, dass Sie, selbst wenn Sie bei Ihrer aktuellen Marke bleiben, irgendwann Ihre gesamte Ausrüstung ändern.

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Ansehen

Machen Sie sich bereit, wieder bei Null anzufangen

Um Ihren Neukauf zu finanzieren, brauchen Sie viel Geld. Sofern Sie nicht bereit sind, Ihre gesamte Ausrüstung zu verkaufen, wird das Vorhaben sowieso nichts. Dazu kommt, dass man sich mit dem neuen Kamerasystem erst vertraut machen muss. Neue Kamera, neue Objektive, neue Einstellungen und Menüs. Berufsfotografen und Profis kostet diese Umgewöhnung womöglich bares Geld.

Ein Systemwechsel wird teuer und Sie haben zumindest am Anfang wahrscheinlich weniger Ausrüstung als zuvor. Denken Sie daran, es sind nicht nur die Kameras und Zooms oder Festbrennweiten!
Sie müssen auch Zubehör wie Blitz und Funkauslöser ändern, wenn Sie die Marke wechseln.

Systemwechsel, ganzer Markenwechsel und ein Neuanfang können sich aber durchaus positiv auswirken. Wenn Sie mit dem Aufbau eines neuen Kamerasystems beginnen, werden Sie mehr darüber nachdenken, welche Ausrüstung Sie nicht verwenden. Und was Sie dafür vermissen. So sparen Sie beim Wechsel etwas Geld und haben mehr Platz in der Fototasche.

Erlernen neuer Menüs und Bedienung

Es gibt für Viele nichts Schlimmeres, als sich mit einem neuen Menü auseinander zusetzen. Der Versuch, sich zu merken, welche Taste Sie zum Ändern des Autofokus zugewiesen haben, ist etwas frustrierend. Die Neuprogrammierung Ihres Gehirns für die Arbeit mit Ihrem neuen Kamerasystem wird anfangs noch Spaß machen und aufregend sein.

Diese anfängliche Freude weicht jedoch bald der Frustration. Es ist überraschend, wie schwierig es sein kann, Kamerasysteme zu ändern und Ihren Kopf für die Arbeit mit dem neuen Menü zu trainieren. Es wird mit der Zeit einfacher. Aber Sie werden zunächst Aufnahmen verpassen, die Sie hätten machen können. Warum? Einfach weil Sie vergessen haben, welche Einstellung Sie wie wählen mussten.

Die Kosten für den Wechsel

Es ist leicht zu glauben, dass Sie in der Lage sind, Kamerasysteme ohne großen Aufwand zu wechseln. Leider ist dies normalerweise nicht der Fall. Der Wechsel ist mit finanziellen Kosten verbunden, und es wird wahrscheinlich mehr sein, als Sie denken.

Nikon 70-200 Sportfotografie
70-200mm 2.8

Um das Kamerasystem mit einem neuen Body und einer Trinity (14-24, 24-70mm, 70-200mm 2.8) zu ändern, sind mehrere tausend Euro nötig. Vermutlich kostet der Wechsel einer umfangreichen Ausrüstung circa 10.000€.

Natürlich, Sie können die Kosten dafür senken, indem Sie gebrauchte Objektive kaufen. Zumindest theoretisch!
Bei den neuen spiegellosen Kamerasystemen von Nikon und Canon ist der Preis selbst für Gebrauchtlinsen jedoch immer noch extrem hoch – wenn man überhaupt welche findet.

Ich besitze beispielsweise das Nikon 70-200mm f2.8 IF-ED. Dafür würde ich gebraucht vielleicht noch 1000-1500€ erzielen. Das Neue kostet aber knapp 3000€. Ich brauche also -nur für dieses Telezoom – zusätzliche 1500-2000€.

Wenn ich mir die Zahlen so ansehe, frage ich mich, ob ein Systemwechsel für ein paar neue Funktionen so viel Geld wert ist. Ich habe schließlich bereits jetzt einen guten Autofokus, 100% Sucherabdeckung und die Trinity. Was will man eigentlich mehr?

Kamerasystem Systemwechsel Wechsel
APS-C Halbformatsensor (DX) und Vollformatsensor (FX)

Wechsel zu einem spiegellosen Kamerasystem?

Viele von Ihnen, wie ich auch ab und zu, werden über einen Wechsel zu einem spiegellosen Kamerasystem nachdenken. Selbst die Umstellung auf dieselbe Marke ist bereits mit erheblichen Kosten verbunden. Denn sowohl Canon als auch Nikon haben neue Mounts.
Das bedeutet: F-Objektive passen nativ nicht ans Z Bajonett.
Ich weiß, dass man alte Objektive mit Adapter für beide Kamerasysteme anpassen kann. Aber wenn schon Wechsel, dann bitte auch mit den nativen neuen Optiken.

In beiden Fällen kosten die neuen Optiken für diese spiegellosen Kamerasysteme Spitzenpreise. Mit der Zeit werden diese sinken und es wird einen größeren Gebrauchtmarkt geben.

Ich denke, die spiegellose Revolution wird viele Einsteiger zu einem Kauf bewegen. Aber nicht die alten Hasen zu einem Systemwechsel. Der Wechsel des Kamerasystems von einer D810 zu einer EOS-R ist die gleiche Investition, die man bei einem Wechsel zu Nikon Z hätte. Zumindest, wenn man die Objektive nicht berücksichtigt.

Adapter

Wiederum haben die meisten Marken jetzt hochwertige Adapter, um Objektive von fast allen anderen Systemen zu verwenden. Das native Glas bietet jedoch immer die beste Leistung. Das muss man bei einem Wechsel des Kamerasystems im Kopf halten.

Auch der Adapter kostet Geld, lässt Sie Ihre bisherigen Optiken dafür aber weiterverwenden. Wenn man den Adapter spart und native Exemplare kauft, wird es unter dem Strich teurer. Aber es ist die sauberste Lösung. Macht das einen Systemwechsel sinnvoll?

Wird mit einem neuen System alles besser?

Canon EOS-1D Kamerasystem
Canon EOS-1D X Mark III

In jeder Beziehung gibt es die Flitterwochenphase. Ich bin bei einer neuen Kamera anfangs auch immer darin. Egal, was der vernünftige Teil Ihres Gehirns sagt: Wenn Sie neue Ausrüstung haben, können Sie diese benutzen. Je mehr Fotos Sie aufnehmen, desto besser wird Ihre Fotografie. Wenn Sie also die Kamera wechseln, wird es besser, oder? Blödsinn.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Ihr neues Spielzeug Sie nach der Flitterwochen -phase nicht mehr so ganz extrem fasziniert. Ihre Fotografie wird sich nicht verbessern, nur weil Sie das System wechseln. Sie werden wieder Dinge finden, die Sie an Ihrem neuen System nicht mögen. Und Dinge, die Sie an Ihrem alten System vermissen. Das liegt einfach daran, dass es keine perfekte Kamera gibt.

Könnte man Geld besser anders ausgeben?

Der Hauptgrund, über einen Systemwechsel nachzudenken, ist oft Pioniergeist.
Aber vielleicht gibt es eine bessere Investition, die Ihre Fotografie mehr verbessert als ein Markenwechsel.

Beispielsweise ist es nicht neu, dass Objektive eine klügere Investition sind als ein neues Kameragehäuse. Ich habe unzählige Fotografen gesehen, die sich eine neue Bildermaschine zugelegt haben, anstatt in Objektive zu investieren. Denn Objektive behalten ihren Wert, liefern sofort bessere Ergebnisse und halten viel länger als ein neues Gehäuse.

Führen Sie sich ein Minimum von 3000€ vor Augen, um die Marke, also das Kamerasystem, zu wechseln. Überlegen Sie, in was Sie das Geld sonst noch investieren könnten.
Beispielsweise ein Blitzsystem oder eine Studioausrüstung, das Ihre Porträts auf ein neues Niveau hebt. Sie könnten in lichtstärkere Objektive investieren, mit denen Sie bei schlechtem Licht besser fotografieren. Oder wie wäre es mit einem stärkeren Teleobjektiv ab 300mm, um als Naturfotograf mehr Entfernung zu überbrücken? Vielleicht ein paar Euro in ein echtes Porträtobjektiv investieren, wie das Nikon 85mm 1.8 oder das Canon 85mm 1.2 USM II ?

Oder wie wäre es, wenn Sie 1000€ für eine Reise zu Orten ausgäben, die Sie schon immer fotografieren wollten? Wäre das nicht sinnvoller?

Fazit

Ein neues Kamerasystem ist schön, macht Spaß, keine Frage. Aber ein Wechsel des Kamerasystems kostet einen Haufen Geld. In fast allen Fällen ist eine Änderung des Kamerasystems daher die schlechteste Maßnahme, um Ihre Fotografie voranzutreiben.

Wir glauben, eine neue Kamera würde uns zu besseren Fotos verhelfen. Aber das wird sie nicht. Sie werden ein glänzendes neues Spielzeug haben, das Sie lieben, bis der Nachfolger herauskommt. Dann werden Sie wieder neu überlegen, dass Sie ein Upgrade benötigen.

Es gibt viele berechtigte Gründe, Systeme zu ändern. Es ist auch absolut nichts Falsches daran, auf ein neues Kamerasystem umzusteigen, nur weil Sie es möchten. Hüten Sie sich nur vor dem Hype, dass Ihre Fotos dadurch besser werden, weil dies nicht der Fall sein wird.

Egal, wie Sie sich nun auch entscheiden:
Viel Spaß beim Fotografieren! Oder viel Spaß beim Einkaufen.

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