Die Nah- oder Makrofotografie ist eine unglaubliche Möglichkeit, die winzige Welt um uns herum in einem superdetailreichen Maßstab einzufangen. Ein spezielles Makroobjektiv ist nach wie vor eines der besten Werkzeuge, um die Welt im Miniaturformat zu erkunden. Aber es gibt eine sehr kostengünstige Möglichkeit, um mit den vorhandenen Objektiven in die Makrofotografie einzusteigen. Du brauchst kein spezielles Makroobjektiv für die Nahaufnahme. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf Umkehrringe.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Umkehrring?
Der Umkehrring ist eine einfache Vorrichtung, mit der du dein Objektiv rückwärts an deiner Kamera befestigen kannst. Der Ring hat auf einer Seite einen Objektivanschluss (wie der an deinem Objektiv) und auf der anderen Seite ein Filtergewinde. Die einfachsten Versionen sind einfache Metallringe. Aber es gibt auch welche auf dem Markt, die elektronische Verbindungen haben, um den Autofokus und die Belichtungssteuerung zu erhalten.

Dabei wird das Objektiv is Retrostellung an die Kamera angebracht. Dadurch lassen sich Vergrößerungen bis zu einem Abbildungsmaßstab von 1:1 erzielen.
Wenn du das Objektiv von deiner Kamera abnimmst und von hinten nach vorne durchschaust, siehst du, dass das Objektiv im Grunde eine Lupe ist. Du kannst diese Funktion somit für Nahaufnahmen nutzen, indem du einen Umkehrring verwendest.
Beim Kauf eines solchen Retrorings gibt es zwei wichtige Faktoren:
1. Du musst einen kaufen, der speziell für deinen Kameraanschluss geeignet ist, und
2. du musst die Gewindegröße an die Filtergröße des Objektivs anpassen, das du umkehren möchtest.
Die Angabe kann also z.B. lauten „für Nikon, 62mm“.
Wenn du dir überlegst, welches Objektiv du umdrehen willst, solltest du wissen, dass die Vergrößerung beim Umdrehen umso größer ist, je kürzer die Brennweite ist. Eine Weitwinkel- oder Normalbrennweite hat hier eine größere Vergrößerung als ein Teleobjektiv.


Was sind die Vorteile von Umkehrringen?
Wie bei unseren anderen Artikeln zu Makrozubehör beschrieben, kann diese Fotografie der kleinen Dinge schnell ins Geld gehen. Daher sind hier Kosten und Tragbarkeit die Hauptvorteile der Umkehrringe. Sie sind sehr preiswert. Standard-Umkehrringe lassen sich leicht in deine Kameratasche stecken – wie ein dickerer Objektivfilter ohne Glas. Und sie können schnell herausgeholt und aufgeschraubt werden, wenn du kein spezielles Makroobjektiv hast.
Da es keine zusätzlichen optischen Elemente gibt, bleiben die optische Qualität und die Lichtsammelleistung deines umgekehrten Objektivs ebenfalls erhalten. Obwohl die Optikdesigner bei der Entwicklung eines Objektivs die Retrostellung wahrscheinlich nicht berücksichtigen, kann ein hochwertiges Objektiv auch im umgekehrten Zustand eine hochwertige Makroleistung bieten.
Ein weiterer Vorteil des Umkehrrings besteht darin, dass du das Objektiv einfach auf die Vorderseite des Umkehrrings schrauben kannst. Und somit jedes Objektiv mit einem Filtergewinde dieser Größe verwenden kannst – jede Marke, jede Brennweite.
Du kannst den Umkehrring auch mit Zwischenringen kombinieren, um die Vergrößerung zu erhöhen.
Was sind die möglichen Nachteile von Umkehrringen?
Ein spezielles Makroobjektiv hat ein flaches Fokusfeld, damit es von Rand zu Rand scharf ist. Die meisten Nicht-Makro-Objektive haben ein gekrümmtes Fokusfeld. Während ein Motiv in der Mitte des Bildes sehr scharf sein kann, kann die Schärfe je nach Objektiv ziemlich stark abnehmen, wenn man sich von der Mitte entfernt. Wenn du ein Makroobjektiv besitzt, kannst du es natürlich umdrehen, um seine Vergrößerung zu erhöhen.
Das Nikon Micro-NIKKOR 55mm f/2,8 mit einem Nikon PK-13 Verlängerungsrohr hat einen Vergrößerungsfaktor von 1:1. Eine Aufnahme mit diesem Objektiv und der gleichen Einstellung in Retrostellung ergibt sogar eine bessere Vergrößerung als 1:1.
Die Kombination von Umkehrringen und manuellen Objektiven mit mechanischen Fokusringen und Blenden ist großartig, weil du Fokus und Blende während der Aufnahme einstellen kannst. Viele moderne Objektive verfügen über eine elektronische Fokus- und Blendensteuerung. Wenn du diese elektronischen Wunderwerke an einem Umkehrring verwendest, kannst du in der Regel weder den Fokus einstellen noch die Blende ändern. Ich würde dich ermutigen, deine manuellen Objektive abzustauben oder sogar ein günstiges manuelles Objektiv für die Verwendung in der Umkehrfunktion zu besorgen.
Lies hierzu unseren Beitrag → Erweitere deine Ausrüstung mit manuellen Objektiven

Ein weiterer möglicher Nachteil des Umkehrrings ist die Anfälligkeit des Objektivs. Die Rückseite eines Objektivs kann empfindliche elektronische Verbindungen, mechanische Teile und sehr exponierte optische Elemente enthalten. Diese Teile sind normalerweise durch den Objektivanschluss der Kamera geschützt, wo sie vor Fingerabdrücken, Schmutz, Staub und mehr in Sicherheit sind. Mit einem Umkehrring befindet sich die Rückseite deines Lieblingsobjektivs nun an der Vorderseite. Umgekehrte Objektive haben einen sehr kurzen Arbeitsabstand bei Makromotiven Also pass auf, dass du das hintere (jetzt vordere) Element deines Objektivs nicht auf dein Motiv rammst.
Noch ein Hinweis zur Zerbrechlichkeit: Ich würde nicht empfehlen, ein schweres Teleobjektiv über sein Filtergewinde an einen Umkehrring zu schrauben, denn das Gewicht des Objektivs kann das Gewinde stark belasten und beschädigen. Wir haben bereits erwähnt, dass die Vergrößerung umso größer ist, je kürzer die Brennweite ist, also würdest du ein Teleobjektiv wahrscheinlich sowieso nicht umdrehen wollen.
Vergrößerung
Weitwinkel- und Normalbrennweiten Objektive haben eine Vergrößerung von mehr als 1:1. Das bedeutet, dass die Objekte genau so groß auf dem Sensor sind wie in natura. Eine 1-Euro-Münze kann also formatfüllend in Lebensgröße aufgenommen werden.
Mit Zwischenringen lässt sich der Umkehrring kombinieren. Das ergibt einen noch größeren Abbildungsmaßstab.
Tipps zur Verwendung
Umkehrringe sind eine günstige und effiziente Möglichkeit, dein normales Objektiv in ein Makroobjektiv zu verwandeln. Hier sind einige Tipps, wie du sie einsetzen kannst.

Nimm deine manuellen Objektive heraus: Ein Objektiv mit manuellem Fokus und einem altmodischen mechanischen Blendeneinstellring ist sehr hilfreich, wenn das Objektiv umgedreht wird.
Spiele mit der Schärfentiefe: Je höher die Vergrößerung, desto geringer ist die Schärfentiefe. Wenn du einen Umkehrring verwendest und über lebensgroße Reproduktionen hinausgehst, wirst du eine extrem geringe Schärfentiefe in deinen Bildern sehen. Du kannst dem mit Abblenden entgegenwirken, sofern die Blende steuerbar ist.
Lies auch:
→ Canon Makro-Objektiv Vergleich
→ Nikon Makro-Objektiv Vergleich
Probiere Normal- oder Weitwinkel aus! Wie bereits erwähnt, gilt: Je kürzer die Brennweite, desto größer die Vergrößerung. Umkehrringe sind sehr effektiv bei Normal- und Weitwinkelobjektiven. Aufgrund der Art und Weise, wie du das Umkehrobjektiv anbringst (am Filtergewinde), und der gewonnenen Vergrößerung eignen sich kleine und leichte Objektive wie ein 50-mm Objektiv perfekt für die Retrostellung.
Experimentiere mit deiner Objektivsammlung und erweitere sie! Wenn du einen Umkehrring verwendest, musst du keinen Adapter kaufen, um ein Objektiv der Marke X an eine Kamera der Marke Y anzuschließen. Der Umkehrring ist der Adapter. Und da er mit Filtergewinden statt mit einem Objektivanschluss arbeitet, kannst du jedes Objektiv umgekehrt)an deiner Kamera befestigen. Zumindest, solange die Filtergewinde die gleiche Größe haben. Das ist eine tolle Ausrede, um ein schönes, älteres, manuelles Objektiv zu finden und es auf deine Kamera zu stecken… rückwärts!

Übersicht über Umkehrringe für verschiedene Anschlüsse
Fazit
Der Umkehrring ist ein tolles Utensil, das du in deine Kameratasche stecken kannst, um mit einem Standardobjektiv schnell die Makrowelt zu fotografieren. Wenn du mit einem Objektiv in Retrostellung fotografierst, eröffnet sich dir eine ganz neue Welt der Fotografie. Ohne dass du ein teures, spezielles Makroobjektiv brauchst! Und abgesehen davon macht es einfach Spaß, mit einem rückwärts montierten Objektiv zu fotografieren!
Lies auch unsere anderen Beiträge zur Technik in der Makrofotografie: Zwischenringe, Filter und Makroobjektive.