Nachtaufnahmen sind schwierig, hast Du gehört? Nachtfotografie ist nur etwas für Profis? Lies hier die ultimativen Nachtfotografie Tipps für gelungene Fotos bei Abend und Nacht. Warum nicht mal Aufnahmen bei Dunkelheit machen?
In diesem Artikel geht es um Nachtaufnahmen. Um gute Bilder vom Sternenhimmel und von Motiven am Boden zu bekommen, brauchst Du eine lange Verschlusszeit. Schießlich ist es dunkel und so kommt enig Licht auf den Sensor, entsprechend wird das durch die längere Verschlusszeit wieder kompensiert.
Wenn Du nachts ein Bild machst, nimmst Du eine mittlere Blende, dazu eine Brennweite Deiner Wahl und eine lange Verschlusszeit.
Was Du sonst noch zum Fotografieren brauchst, list Du in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
1. Nachtaufnahmen: Wann ist der beste Zeitpunkt ?
Jahreszeit: Im Winter, der “dunklen Jahreszeit”, kann man oft schon ab 18 Uhr Nachtaufnahmen anfertigen, außerdem hat man oft einen klaren Himmel. Im Sommer wird es zwar deutlich später dunkel, jedoch sind die Temperaturen angenehmer.
Genaue Angaben zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs findet man übrigens in einschlägigen Apps und bei Mondkalendern. Diese geben auch Aufschluss über Mondphasen wie Vollmond, Neumond etc.
Das Ziel bei Nachtaufnahmen ist ein scharfes Bild mit sichtbaren hellen Konturen und vielleicht ein paar Lichtern.
Wenn man an Nachtaufnahmen denkt, sollte man dafür aber nicht bis zum Eintritt der völligen Dunkelheit warten. Denn dann das Fotografieren weitaus komplizierter: Einstellungen lassen sich schwer ablesen, Schärfe schlechter einstellen, Himmel ist praktisch schwarz. Deshalb ist am besten die Zeit vor dem Eintreten der völligen Dunkelheit ! Das nebenstehende Buch gibt außerdem Tipps.
Blaue Stunde: Die Stunde vor der völligen Dunkelheit ist oftmals die beste Zeit zum Fotografieren.

2. Ausrüstung für Nachtaufnahmen
2.1 Kamera
Kompaktkameras ohne Einstellmöglichkeiten scheiden bei der Wahl leider aus, ebenso Handykameras. Das sind Telefone, keine vollwertigen Aufnahmemaschinen! Als Kamera kommt kurzum eine Spiegelreflex (SLR), eine spiegellose oder ähnliche Kamera in Betracht, vorzugsweise mit Wechselobjektiven.
2.2 Objektive
Verschiedene Brennweiten haben verschiedene Möglichkeiten, daher gibt es bei der Wahl des Objektivs keine allgemeingültige Empfehlung. Wenn man aber den Mond nicht gerade formatfüllend aufnehmen will, ist ein Weitwinkelobjektiv zwischen 14mm und 35mm eine gute Wahl. Bei Weitwinkelobjektiven ist außerdem die Erddrehung nicht so stark im späteren Foto zu sehen, wenn man Sterne im Bild hat ! Als spezielle Objektive dienen Noct-Nikkore für Nachtaufnahmen.
2.3 Stativ
Um ein scharfes Foto zu bekommen, benötige ich ein vernünftiges Stativ. Dabei sollte ein Standard-Dreibeinstativ oder Reisestativ genügen. Carbonstative sind besonders leicht. Klassische “Metallbeine” werden zur dunklen Jahreszeit sehr kalt, hier helfen Kunststoffummantelungen für die Stativbeine.
Tipp: Das Stativ sollte von der Schenkellänge so bemessen sein, dass man bequem davor stehen kann, ohne sich für den Blick durch den Sucher zu bücken.

Sonstiges fürs Fotografieren bei Nacht
Außerdem sollte eine Taschenlampe dabei sein, um Einstellungen ggf. besser ablesen zu können. Manche Kameras bieten auch beleuchtete Displays – vorher ggf. konfigurieren und die Bedienschritte verinnerlichen! Erst beim Fotografieren die Anleitung zu suchen, ist unprofessionell und vor allem nervig.
→ Zubehör und Kleidung für Fotografen
3. Belichtungszeit / Verschlusszeit
Im Grunde ist die Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit nachts egal, sollte man meinen, wenn man ohnehin ein Stativ benutzt. Das ist auch grundsätzlich richtig. Am Ende kommt es auch auf die verwendete Blende an. Je geschlossener die Blende, desto länger ist die Verschlusszeit. Wenn Du ein Bild mit Blende 8 aufnimmst, Brennweite egal, kann die Verschlusszeit gut und gerne über 30 Sekunden betragen.
Wenn man jedoch Nachtaufnahmen vom Mond macht oder Sterne mit im Bild hat, dann ist die Erddrehung im Foto sichtbar! Deshalb:

Bei Aufnahmen mit Mond oder Sternen auf kurze Belichtungszeit achten.
Bedingt durch die Erdrotation werden bei zu langen Belichtungszeiten die Sterne als Striche abgelichtet.

Als Formel zur Vermeidung von “Strichen” rechnet man: 500 geteilt durch die verwendete Brennweite und den Cropfaktor.
Das ergibt bei Vollformat (Cropfaktor 1x) beispielsweise bei einem 20mm:
500:20 = 25s.
Bei einem 500mm-Objektiv ist es nur noch eine Sekunde !
Bei großen Sensoren über 24 Megapixel sollte man kürzer belichten, da die Sensoren Unschärfen und “Sternbewegungen” noch weniger verzeihen.

Beim Objektiv für die Mondfotografie auf eine Brennweite von mindestens 500mm achten! Als Kompaktkamera eignet sich aufgrund der technischen Anforderungen lediglich eine Kamera mit sehr langer Brennweite, wie die Nikon Coolpix P1000.
4. Empfindlichkeit: ISO
Grundsätzlich versuche ich, die ISO bei Nachtaufnahmen so klein wie möglich zu halten, wie sonst ebenfalls üblich. Dann ist die Qualität schließlich am größten.
Bei Verwendung einer modernen Spiegelreflex mit Vollformatsensor sind Empfindlichkeiten bis 6400 ISO problemlos möglich, wenn dies zugunsten einer kurzen Belichtungszeit erforderlich ist.
Wenn Bewegung im Foto bewusst gezeigt werden soll, wie im Beispielbild, sollte die Empfindlichkeit klein sein und dafür die Blende geschlossen werden, um einen großen Schärfebereich abzubilden, siehe Schärfentiefe.

5. Auflösung und Pixelmenge
Ich habe schon im Jahr 2001 Nachtfotos mit meiner Nikon D1 gemacht. Die D1 hatte 2,74 Megapixel und einen wirklich grottenschlechten Sensor mit ebenso unterirdischer Qualität- aus heutiger Sicht jedenfalls.
Mit den heutigen Sensoren ab 24 MP steht schließlich auch Ausschnittvergrößerungen nichts im Wege. Aber Achtung: Je größer die Pixelmenge auf dem Sensor, desto empfindlicher ist er auch für Unschärfen und Erddrehung.
Vollformatsensoren (FX) sind klar zu bevorzugen, weil sie mehr Licht pro Pixel aufnehmen. Wer nachts fotografieren will, sollte das berücksichtigen.

6. HDR bei Nachtaufnahmen
Zu HDR (High Dynamic Range) wurde schon viel geschrieben. Im Grunde werden dabei mehrere Fotos in Form einer Belichtungsreihe aufgenommen, z.B. -2, -1, 0, +1, +2.
Anschließend werden diese in einer Software, z.B. Lightroom, zu einem Einzelfoto zusammengerechnet. Hier HDR zu erklären, würde zu weit führen, da es ein ehr weites Feld und komplexes Thema ist. Daher empfehle ich speziell zu HDR mein Lieblingsbuch zu dem Thema:
- Held, Jürgen (Autor)
- 366 Seiten - 25.05.2015 (Veröffentlichungsdatum) - Rheinwerk Fotografie (Herausgeber)
Mit HDR bekommen die dunklen Bildpartien (z.B. Mauern) mehr Zeichnung und die hellen Fotopartien (z.B. Fenster) fressen nicht aus. Unechte HDR Bilder lassen sich in Lightroom und jeder anderen Bildbearbeitung anfertigen.
Hier ein Bildbeispiel für typischen HDR-Look:

7. Scharfstellen in der Nacht
Grundsätzlich funktioniert die Scharfstellung nachts genau so wie tagsüber, lediglich der Autofokus ist langsamer oder findet indes chtnicht genug Kontrast, um zu arbeiten.
Damit der Autofokus nicht ständig den Schärfebereich durchläuft, ohne etwas zu finden, stellt man am besten auf manuelle Scharfstellung. Das gilt insbesondere auch fürs Fotografieren von Feuerwerk.
Alternative: Nikon DSLR-Kameras bieten außerdem die Möglichkeit der “Schärfepriorität”-Einstellung, d.h. ausgelöst wird nur bei einem scharfen Bild.

8. Astrofotografie
Zu den Feinheiten bei der Astrofotografie, also Fotos vom Sternenhimel, gehört optimalerweise eine Kamera ohne sogenannten Tiefpassfilter, um eine noch bessere Schärfe und Qualität der kleinen Himmelspunkte zu gewährleisten.
Eine Kamera ohne Tiefpassfilter ist zum Beispiel die Nikon D810A.
Starkes Weitwinkel benutzen (14mm bis 20mm), um möglichst viel vom Sternenhimmel einzufangen !
Außerdem möchte man wissen, wo beispielsweise die Milchstrasse zu welchem Zeitpunkt steht. Dabei helfen Apps wie “Photopills” oder auch “TPE”. Mehr zu geeigneten Apps findest Du im nachfolgend empfohlenen Buch, welches ich hier rezensiert habe.

Meine Buchempfehlung zur Nachtfotografie und für perfekte Nachtaufnahmen:
- Seidel, Katja (Autor)
- 392 Seiten - 23.08.2019 (Veröffentlichungsdatum) - Rheinwerk Fotografie (Herausgeber)
9. Panorama
Panoramen als Nachtaufnahme sind möglich, aber problematisch:
Zunächst sollte man die Kamera auf einem Stativ so von links nach rechts schwenken, dass die einzelnen Bilder sich später überlappen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass das Ganze recht schnell hinzereinander erfolgen muss, insbesondere zur blauen Stunde, weil die Lichtverhältnisse sich minütlich schnell ändern.

Beim Erstellen einer Panoramaaufnahme der Milchstrasse ist es kaum möglich, mit mehreren Belichtungen zu arbeiten. Da sich die Sterne durch die Erddrehung “bewegen”, muss alles besonders schnell gehen, weil sonst kein Panorama mehr daraus gerechnet werden kann.
Buchtipps zu Nachtaufnahmen / Nachtfotografie
Hier noch ein paar ausgesuchte Bücher zum Thema Astrofotografie, die ich sehr empfehlen kann:
- Seidel, Katja (Autor)
- 392 Seiten - 23.08.2019 (Veröffentlichungsdatum) - Rheinwerk Fotografie (Herausgeber)
- Kerste, Alexander (Autor)
- 180 Seiten - 28.03.2019 (Veröffentlichungsdatum) - dpunkt.verlag GmbH (Herausgeber)
- Legault, Thierry (Autor)
- 246 Seiten - 27.06.2019 (Veröffentlichungsdatum) - dpunkt.verlag GmbH (Herausgeber)